Landurlaub Kanada (Nordamerika Mai 2024 Teil 2)

AntjeG
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Landurlaub Kanada (Nordamerika Mai 2024 Teil 2)

Beitrag von AntjeG » 12 Mai 2024, 04:39

Dies ist der 2. Teil meiner Nordamerika-Reise im Mai 2024. Teil 1, die Kreuzfahrt mit der Celebrity Summit von Los Angeles nach Vancouver, ist ein separater Bericht.

Vancouver
Das Kreuzfahrtterminal befindet sich in Vancouver direkt im Canada Place. Ein zentraler Ort direkt am Wasser mit einem Hotel, einer Promenade mit Geschäften und Restaurants, einem Fährterminal, einem Wasserflugzeugterminal

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und Zugang zum Kongresszentrum. Das Dach sieht aus wie Segel.

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Um die Ecke befindet sich eine Skulptur zur Erinnerung an Olympia 2010

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und eine Orca-Skulptur, die aussieht wie aus überdimensionalen Lego Steinen gebaut.

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Die Ausschiffung geht bei Celebrity geordnet und schnell. Um 9.45 Uhr habe ich bereits im Pan Pacific Hotel eingecheckt und sitze im HoHo-Bus. Der hält hier nämlich auch, genau wie der Shuttle zum Capilano Park mit seiner Hängebrücke. Auf der bin ich bereits 1996 lang gewackelt. Ich will lieber schauen, was sich in der Stadt seitdem verändert hat. Das ist eine ganze Menge. Es hat ein rasantes Bevölkerungswachstum gegeben. Der Platz in der Stadt ist begrenzt durch das Wasser, die Berge und die Grenze zu den USA. Wachsen kann sie also nur nach oben. Das höchste Gebäude hat über 60 Stockwerke. Es werden doch tatsächlich relativ junge Häuser mit weniger als 10 Stockwerken an Immobilienentwickler verkauft, die sie abreißen und an gleicher Stelle mit mindestens 35 Stockwerken neu bauen.

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Library Square mit der Stadtbibliothek:

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Vancouver ist eine der teuersten Städte der Welt.
Restaurants gibt es in einer mega Vielfalt. Der Fahrer im Bus fängt an aufzuzählen: italienisch, japanisch, koreanisch, chinesisch, französisch, ukrainisch… you name it, we have it. “Und wen das verwirrt, der kann zu Starbucks gehen”. Haha. Es gibt über 600 Sushi Restaurants, von denen angeblich nur 4 von Japanern geführt werden, alle anderen von Chinesen.
Der Bus hat eine Haltestelle beim Rosengarten im Stanley Park.

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Dieser mehrere Hektar große Park ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Vancouver. Es gibt verschiedene Themengärten, das Vancouver Aquarium und den Sea Wall. Letzterer ist ein Rad- und Wanderweg direkt am Wasser und verbindet den Park mit Downtown Vancouver. Außerdem fährt in der Nähe des Rosengartens alle 30 Minuten eine Pferdekutsche zu einer einstündigen Tour durch den Park ab. Wenn man nicht so viel laufen kann oder will, ist das eine schöne Möglichkeit, viel zu sehen. Neben der Kutscherin ist noch ein Guide an Bord, so dass es unterwegs jede Menge Infos zum Park, Fauna und Flora und zur Geschichte Vancouvers gibt. Die Kutsche hält für ein paar Minuten an den Totem Poles.

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Die Totems sind eine Tradition der hiesigen First Nations, es werden an diesem Ort heute noch Zeremonien abgehalten. Ab und zu wird auch ein neuer Totem aufgestellt. (Oder heißt es "das" Totem?) Jedenfalls ist das hier nicht nur für die Touristen hingestellt worden. Natürlich gibt es auch Ausblick auf die Stadt, den Hafen

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und die Lions Gate Bridge, die Vancouver mit North Vancouver verbindet.

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North und West Vancouver sind übrigens eigenständige Gemeinden und gehören nicht zur Stadt Vancouver. Nur der Name ist ein wenig verwirrend (oder, laut Kommentar im HoHo-Bus: einfallslos).
Nach der Kutschfahrt drehe ich die Runde mit dem HoHo-Bus zu Ende.

Blick aus dem Fenster meines Hotelzimmers:

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Am Canada Place raus und für den Rocky Mountaineer einchecken (zu dem komme ich später genauer. Wichtig ist nur, dass man einen Tag vor Abfahrt persönlich im Gästebüro im Pan Pacific Hotel einchecken muss. Im Unterschied zu Kreuzfahrten geht das nicht per Mail.)
Wieder rein in den HoHo-Bus und diesmal einen Stop vor Stanley Park raus. Von hier ist es ein Spaziergang von etwa 15 Minuten bis zur English Bay, dem Stadtstrand. Aufgrund des schönen Wetters ist hier ordentlich was los Ich bin wegen der A-maze-ing laughter Skulpturen gekommen.

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Die sind ein Geschenk an die Stadt anlässlich der Biennale 2009-11. Eine tiefere Bedeutung hat das eigentlich nicht. Es sind riesige Skulpturen, die einen kollektiven Lachkrampf haben. Wer sie sieht, soll einfach gute Laune kriegen und mitlachen. Das klappt, rundum nur fröhliche Gesichter. Ein Teil der Skulpturen hat derzeit T-Shirts der Vancouver Canucks an. Die ganze Stadt ist im Eishockey Fieber, die Canucks sind bei den Playoffs dabei. An den Bussen des Stadtverkehrs wechselt die Anzeige zwischen Linie/Route und "Go Canucks".
Nach dieser fröhlichen Pause fahre ich mit dem HoHo-Bus weiter in den Stadtteil Gastown. Das ist das historische Zentrum von Vancouver und darf nicht durch Hochhäuser ersetzt werden. Es ist eine schöne Flaniermeile mit Geschäften und Restaurants. Achtung: nicht zu weit von der Waterfront entfernen. Gastown geht nahtlos in die Downtown East Side über. In dem Teil Vancouvers sollte man sich als Tourist nicht aufhalten (encampments, Drogen - siehe Bericht Teil 1 zu Los Angeles). Wenn man von der Haltestelle des Busses in Fahrtrichtung weiter geht, ist man auf der sicheren Seite und kommt am Canada Place raus. Der Spaziergang dauert etwa 15 Minuten. Der Bus hält bei der größten Attraktion von Gastown, der Vancouver Steam Clock.

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Die Uhr wird mit Dampf betrieben. Alle 15 Minuten pfeift sie ein Liedchen.
Das war ein langer, aber schöner Tag.
Zuletzt geändert von AntjeG am 06 Jun 2024, 21:22, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Landurlaub Kanada (Nordamerika Mai 2024 Teil 2)

Beitrag von AntjeG » 12 Mai 2024, 06:19

Rocky Mountaineer (RM)
Also was ist nun Rocky Mountaineer? Ein Luxus Panoramazug, der von April bis Oktober auf verschiedenen Routen in Westkanada und dem Westen der USA unterwegs ist. Teilweise gibt es in der Nähe keine Straße, diese Bereiche insbesondere in den Rockies kann man nur von diesem Zug aus sehen. Er fährt nur bei Tageslicht. Die Übernachtung in tollen Hotels ist Teil des Gesamtpakets. Ebenso Frühstück und Mittagessen im Zug, die sich vor den Hauptrestaurants von Kreuzfahrtschiffen nicht verstecken müssen. In jedem Wagen sind 2-3 sogenannte Hosts für den Service und den Kommentar über die Strecke zuständig. Sämtliche Getränke sind ebenso im Reisepreis enthalten wie der separate Transport des Gepäcks und der Bus Transfer zwischen Zug und Hotels. Die Wagen sind Doppelstockwagen mit riesigen Panoramafenstern im oberen Stockwerk und einem Glasdach. Im unteren Stockwerk befinden sich das Restaurant und die Küche. In jedem Wagen fährt ein eigenes Küchenteam mit. Die Sitze sind mit mehr Annehmlichkeiten ausgestattet als mein Fernsehsessel zu Hause 😀. Leder, extrem viel Beinfreiheit, verstellbare Bein/Fussauflage, Sitzheizung, verstellbare Rückenlehne, ausklappbarer Tisch für Snacks und Drinks.

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Ich war noch nie von so viel Luxus umgeben!

RM Tag 1: Vancouver nach Whistler
Auf der Straße, dem Sea to Sky Highway, braucht man von Vancouver nach Whistler etwa 1,5 Stunden. Der Zug braucht von North Vancouver aus 3,5 bis 4 Stunden. Die Fahrzeit ist nur so ungefähr einzuschätzen, denn hier haben Güterzüge Vorfahrt. Je nach Verkehrsaufkommen kann der RM bei den ganztägigen Fahrten auch mal mehrere Stunden Verspätung haben. Deshalb geht es morgens recht früh los. Um 6.45 Uhr steht der Transfer Bus am Canada Place. Die Fahrt nach North Vancouver dauert eine knappe halbe Stunde und führt über die Lions Gate Bridge. Da die Saison gerade erst begonnen hat, ist das heute ein kurzer Zug mit nur 2 Waggons und etwa 100 Fahrgästen. Glück für die Solo Reisenden: die Zuteilung der Plätze wird so geändert, dass der Platz neben mir leer bleibt. Und es gibt nur eine Essenssitzung. Wir kennen das von der Kreuzfahrt mit Früh- und Spätschicht beim Essen. Heute muss keiner warten. Während wir North Vancouver verlassen, wird das Frühstück serviert.
Die Hosts sagen rechtzeitig Bescheid, wenn es was besonderes zu sehen und zu fotografieren gibt. In der Sitztasche steckt die Mile Post, die Eisenbahnzeitung. Hier ist die ganze Strecke beschrieben.
Die Ausblicke entlang der Strecke sind wunderschön. Wälder, Flüsse, Seen, schneebedeckte Gipfel.

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In den kleinen Siedlungen stehen die Menschen an den Bahnübergängen und winken.
Mittags sind wir in Whistler, dem Austragungsort der olympischen Ski Wettbewerbe 2010. Es ist so Zwischensaison. Die Ski Lifte sind noch eine Woche in Betrieb, aber heute ist hier Sommer (26 Grad). Das führt zu der kuriosen Situation, dass im Ort Menschen mit Ski Equipment über der Schulter zu sehen sind, die in Flipflops und kurzen Hosen unterwegs sind.
Die Gondeln zu den Aussichtspunkten und Wanderwegen auf den Bergen öffnen, wenn die Ski Lifte schließen. Also nächste Woche. Heißt: ich bleibe unten.
Passagiere des RM bekommen im Kulturzentrum der örtlichen First Nations freien Eintritt (kostet sonst 25 Dollar). Es gibt stündlich eine Führung. Sehr interessant.

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Das angeschlossene Bistro serviert traditionell inspirierte Gerichte. Da auf der kurzen Strecke heute nur Frühstück im Zug serviert wurde, hole ich mir hier gleich mein Lunch.
Danach erkunde ich den Ort bzw. die Orte. Whistler besteht aus 3 Ortsteilen, die durch Fußgänger-und Radwege verbunden sind. Der jeweilige Ortskern ist autofrei.
Im North Village befindet sich die olympic Plaza mit den olympischen Ringen.

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Ansonsten viele Geschäfte und Restaurants.
Ich wohne im Fairmont Hotel im Upper Village.

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Hier gibt es einen beheizten Außenpool. Die Füße haben die letzten 2 Tage mehr als genug geleistet. Jetzt ist Entspannung angesagt.
Der Tag endet früh, weil es morgen schon wieder um 6.30 Uhr losgeht.
Zuletzt geändert von AntjeG am 06 Jun 2024, 20:46, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Landurlaub Kanada (Nordamerika Mai 2024 Teil 2)

Beitrag von AntjeG » 13 Mai 2024, 06:15

RM Tag 2: Whistler nach Quesnel
Es geht heute zunächst mit dem Bus etwa eine halbe Stunde nach Pemberton, wo der Zug übernachtet hat. Die Hosts erklären, dass es im Pemberton Valley extrem heiß werden kann. Der Zug muss dann sehr langsam fahren, um das Material zu schonen. Das kann bis zu 5 Stunden dauern. Um einigermaßen im Zeitplan zu bleiben, wird der Zug Samstag Mittag ohne Gäste von Whistler nach Pemberton gebracht. Tag 2 im Zug beginnt also Sonntag in Pemberton. Wir werden von den Kindern des Ortes verabschiedet. Das hat Tradition, die stehen tatsächlich jeden Sonntag um kurz nach 7 Uhr an der Bahnstation und winken dem Zug. Die Fahrt geht am über 20 km langen Anderson Lake entlang. Der Ausblick ist wunderschön. Am Ufer ragen die Berge auf, die Gipfel schneebedeckt. Bei intensivem Sonnenschein schimmert der See grün.

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Weiter geht es entlang des Fraser River, den die Kanadier auch den schlammigen Fluss nennen. Er nimmt alle unterwegs angesammelten Sedimente mit bis ins Fraser Delta bei Vancouver und sieht deshalb ein wenig schlammig aus.

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Der Fluss hat einen tiefen Canyon in den Fels geschnitten.

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Die Cariboo Region wurde durch einen Goldrausch erschlossen (deshalb heißt die Zugstrecke “rainforest to gold rush”). Der war schnell vorbei, aber viele ehemalige Glücksritter wurden Farmer und blieben. Heute wird hier viel Rinderhaltung betrieben.
In den wenigen kleinen Siedlungen an der Strecke stehen die Leute auf dem Balkon, der Terrasse oder vor dem Haus und winken. Selbst wer sehr dicht an den Gleisen wohnt, scheint sich über den Zug zu freuen und nicht über Lärm zu ärgern.
Unterwegs ertönen immer wieder Rufe: “Bighorn Schafe links”, “Bär klettert den Abhang rechts runter”, “haben alle die Hirsche rechts auf der Lichtung gesehen?, “Bieber schwimmt im Teich links”.
Es sind kurz vor Quesnel große Bereiche mit verbrannten Bäumen zu sehen. In den letzten Jahren hat es in British Columbia die schlimmste Waldbrandsaison aller Zeiten gegeben. Es wird befürchtet, dass es dieses Jahr noch schlimmer wird. Der Winter war zu warm und das Frühjahr zu trocken. Die Farmer haben die Beregnungsanlagen auf den Weiden schon in Betrieb, und leider brennen auch die ersten kleineren Feuer in den Wäldern. Die in den letzten Jahren verbrannten Flächen beginnen wieder grün zu werden. Aber bis hier wieder Bäume stehen, wird es natürlich lange dauern.
Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich.

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Zu den Mahlzeiten gibt es keine festen Tische, man sitzt immer mit anderen Mitreisenden zusammen. Auch das trägt zur Abwechslung bei.
Die heutige Etappe hat 11,5 Stunden gedauert. Keine Minute davon war langweilig.
Die Organisation im Hintergrund läuft unaufgeregt und präzise wie eine gut geölte Maschine. An dem kleinen Bahnhof in Quesnel stehen die Busse und das örtliche Empfangskomitee. Die Busfahrt ins Hotel dauert keine 10 Minuten. Der Koffer steht schon im Zimmer. Es scheint hier nichts zu geben, was nicht klappt.
Was ich nicht erwartet habe: ich bin hundemüde. Obwohl ich den ganzen Tag nichts weiter getan habe als aus dem Fenster gucken, gute Gespräche führen und gut essen.
Zuletzt geändert von AntjeG am 06 Jun 2024, 20:47, insgesamt 2-mal geändert.
Antje

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Re: Landurlaub Kanada (Nordamerika Mai 2024 Teil 2)

Beitrag von AntjeG » 14 Mai 2024, 05:43

RM Tag 3 Quesnel bis Jasper
Der Tag beginnt wieder früh mit dem Bus Transfer vom Hotel zum Bahnhof und dem freundlichen, Fahnen schwingenden Farewell Komitee am Bahnsteig bei der Abfahrt. Die ersten 3 Stunden ist die Landschaft heute nicht ganz so abwechslungsreich. Macht nichts, dann kann man beim Frühstück keine Gelegenheit für gute Fotos verpassen.
Heute ist es nicht ganz so sonnig, aber wir haben klare Sicht und es regnet nicht.
Zwischendurch sind an den Stromleitungen große Bälle zu sehen. Die sind eine Warnung an Löschhubschrauber, dass sie hier besser nicht Wasser aus dem Fluss aufnehmen sollten (Stromschlag-Gefahr).
Wir kommen an mehreren Holzverarbeitungsfirmen vorbei. Holz ist hier ein großes Geschäft. Damit das so bleibt, müssen für jeden gefällten Baum mehrere neue gepflanzt werden.

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In Prince George, der größten Siedlung im Norden von BC, werden die Lokführer ausgetauscht. Im Winter wird es hier bis zu -40 Grad kalt. Laut unserer Host ist Prince George auch die Kriminalitätshauptstadt von BC (über 200% über Durchschnitt), der Grund bleibt unklar.
Dass wir uns in einem Gebiet mit mehr Industrie bewegen merkt man auch daran, dass mehr Güterzüge unterwegs sind. Die sind hier deutlich länger als bei uns. Zum Glück müssen wir nicht auf’s Abstellgleis, um die vorbeizulassen. Das kann durchaus passieren mit dem Ergebnis, dass der RM mehrere Stunden Verspätung hat und nicht mehr bei Tageslicht in Jasper ankommt.
Die ersten Berge tauchen am frühen Nachmittag in der Ferne auf, die Gipfel schneebedeckt.

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Den Mount Robson, höchster Berg der Rockies, sehen wir am späteren Nachmittag (jedenfalls Teile davon, mindestens die Hälfte ist in den Wolken versteckt).

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Kurz hinter Moose Lake sitzt ein Bär an einem Abhang. Er scheint für Fotos zu posieren und lässt sich durch den Zug nicht stören.

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Es gibt einen sehr kurzen Regenschauer und dann zum Abschluss der Reise einen wunderschönen Regenbogen.

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Kurz vor Ankunft in Jasper wird die Uhr eine Stunde vorgestellt. Wir haben die pazifische Zeitzone verlassen. Verlassen müssen wir nun auch den Zug.

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Die Fahrt endet mit dem Bus Transfer in mein Hotel, die Lobstick Lodge.

RM Kurzkritik
Es gibt absolut nichts zu kritisieren. Der Service ist überragend gut, das Essen toll, die Sitze super bequem und die Organisation top. Der pure Luxus.
Randnotiz: es gab Leute, die hätten zum Frühstück gerne einen Sekt gehabt. Sekt war im Reisepreis enthalten. Aber die Provinz BC hat strenge Alkoholgesetze. Alkohol darf erst ab 9.30 Uhr ausgeschenkt werden. Sekt zum Frühstück nein, nach dem Frühstück ja. Und es dürfen nicht mehr als 2 alkoholische Getränke pro Stunde serviert werden (2 Gläser Wein zum Mittagessen sind ok, das dritte darf erst eine Stunde nach dem zweiten serviert werden).
Zuletzt geändert von AntjeG am 06 Jun 2024, 20:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Landurlaub Kanada (Nordamerika Mai 2024 Teil 2)

Beitrag von AntjeG » 15 Mai 2024, 03:40

Jasper
Ich mache heute einen Ausflug mit Brewster Sightseeing zum Maligne Lake. Das ist der See, der auf keinem Werbeprospekt für die Rockies fehlt. Der mit der kleinen Insel in der Mitte.
Der Bus holt mich pünktlich um 8.40 Uhr vom Hotel ab. Nach einer kleinen Runde durch Jasper für weitere Hotel Pickups geht es zunächst zum Medicine Lake.

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Das ist ein ungewöhnlicher See, denn er existiert quasi nur etwa 6 Monate im Jahr. Von Spätherbst bis ins Frühjahr hinein ist kein Wasser drin. So wie es an der Nordsee bei Ebbe heißt: “kein Meer mehr da”. Inzwischen haben Forscher rausgefunden, was mit dem See los ist: das Wasser versickert in natürlichen unterirdischen Röhren und Löchern. Wenn im Winter alles gefroren ist und kein Schmelz- und Regenwasser nachkommt, läuft mehr raus als rein bzw. gar nichts mehr rein. Der Reiseleiter verglich das mit einem gezogenen Stöpsel bei der Badewanne. Die First Nations glaubten an eine Art Zauber oder magische Kraft, daher der Name Medicine Lake. Derzeit ist schon wieder ein wenig Wasser drin.
Weiter zum berühmten Maligne Lake mit seinem historischen Bootshaus und Spirit Island mitten drin. Ich hatte mich bei der Buchung gewundert, dass es für die Tour einen ermäßigten Preis gab mit dem Hinweis, dass die Bootsfahrt zu Spirit Island nicht möglich ist. Jetzt weiß ich, warum: es ist noch Eis auf dem See. Die offizielle Saison startet am 1.6., ich bin also gut 2 Wochen zu früh dran. Es ist auch ohne Blick auf Spirit Island wunderschön hier.

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Weiter geht's zum Maligne Canyon. Hier kommt das Wasser sozusagen wieder raus, das im Medicine Lake unsichtbar weg läuft. Die Strömung hat runde Löcher in den Fels gewaschen.

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Die Schlucht ist 51 m tief und der Blick von der kleinen Brücke am Wanderweg direkt nach unten nur schwindelfreien Leuten zu empfehlen.
Auf dem Rückweg nach Jasper sieht der Busfahrer an einer Kreuzung eine Braunbärin mit Jungtier bei Fuß, die sich direkt an der Straße was zu fressen sucht und sich von den ganzen Autos, die ihretwegen anhalten, gar nicht beeinflussen lässt.

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Wir biegen mal eben falsch ab, damit wir die Bärin und ihr Kind aus der Nähe anschauen können. Das anschließende Wendemanöver des Busses ist eine reife Leistung.
In Jasper ist ein leckeres Mittagessen in Buffetform im Preis enthalten. Dann geht es nochmal aus Jasper raus zu 2 Seen. Einer davon hat eine kleine Insel, die vom Ufer aus über eine Fußgängerbrücke erreichbar ist. Kleine Entschädigung für Sprit Island sozusagen.

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Gegen 15 Uhr endet der Ausflug in Jasper. Man kann sich im Zentrum absetzen lassen oder man wird ins Hotel gebracht. Ich bummle noch ein bisschen durch Downtown Jasper

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und dann geht es zurück ins Hotel. Ich muss noch Koffer packen.
Das war ein wunderschöner Tag.
Zuletzt geändert von AntjeG am 06 Jun 2024, 21:02, insgesamt 1-mal geändert.
Antje

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Re: Landurlaub Kanada (Nordamerika Mai 2024 Teil 2)

Beitrag von AntjeG » 23 Mai 2024, 03:47

Jasper bis St. Catharines
Transfertage sind anstrengend. Vor allem, wenn sich der Flugplan ändert und aus einem Abend- ein Nachtflug wird. Zum Glück hat Air Canada den Flugplan bereits vor meiner Abreise durcheinander gewirbelt, so dass Deutzi alles neu zusammenbauen konnte.
Von Jasper sind es ca. 350 km bis zum Flughafen Edmonton. Einmal pro Tag fährt ein Bus von Jasper mit 2 kurzen Stopps. Die Fahrt dauert knapp 5 Stunden. Mein Flug geht statt um 17 Uhr nun erst um 23.45 Uhr. Meine Idee war, den Nachmittag in Downtown Edmonton zu verbringen. Als ich dies den kanadischen Freunden eröffnete, kam sofort ein entschiedenes “NEIN!!! Das tust du auf gar keinen Fall!” What’s wrong with Edmonton, eh? Meine Freunde haben bis Ende der 1990er Jahre in Edmonton gelebt und ich hatte erwartet, dass sie sich über meinen Besuch in ihrer alten Heimat freuen. Das entschiedene Nein hat mehrere Gründe. Der wichtigste ist mal wieder die Sicherheit. Die Hauptstadt der Provinz Alberta ist kein Ort mehr, wo Frau alleine in Downtown rumlaufen sollte (encampments, Drogen, also das übliche). Außerdem sind es bis Edmonton vom Flughafen ca. 30 km. Ein privater Transfer ist teuer und der ÖPNV ist nicht sicher und noch dazu umständlich.
Also verbringe ich den Nachmittag in der dem Flughafen nahe gelegenen Kleinstadt Leduc. Hier gibt es einen Getreidespeicher zu sehen, der unter Denkmalschutz steht. Für Besichtigungen geöffnet Donnerstag bis Sonntag (heute ist Mittwoch).

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Außerdem gibt es mehrere Parks und einen See mit einem schönen Wanderweg.

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Natürlich auch eine Einkaufsstraße. Ich bummle also ein bisschen durch die Gegend, besorge mir was zu essen und gönne mir in einer Physiotherapie Praxis nahe der Main Street eine entspannende Massage. So geht's also auch, es muss nicht immer big City sein.
Zurück am Flughafen. Der Flug, der nachmittags noch als pünktlich gelistet war, hat jetzt eine Stunde Verspätung. Aber in Toronto purzelt mein Koffer als einer der ersten vom Band, so dass ich wieder im Zeitplan bin. Aber ich bin etwas müde. Der Flug von Edmonton nach Toronto dauert etwa 4 Stunden. Bei der Ankunft wird die Uhr um 2 Stunden vorgestellt. Gefühlt ist noch Nacht, aber es ist gleich 7 Uhr.
Vom Flughafen Toronto kommt man schnell und sicher alle 15 Minuten in einer halben Stunde Fahrzeit mit dem UP Express (einer Art S-Bahn) zur Union Station, dem Hauptbahnhof. Ich hatte vergessen, wie extrem sauber kanadische Bahnhöfe sind. Vom Fußboden essen vielleicht nicht, aber nahe dran.
Neben der Union Station befindet sich der Busbahnhof. Hier fährt die Firma Megabus regelmäßig zwischen Toronto

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und Niagara Falls mit Halt in St Catharines. Vorab online buchen lohnt sich. Die Frühbucher Preise starten bei 1 $. Direkt am Schalter kurz vor Abfahrt kostet das gleiche Ticket 25 $.
Meine Freundin holt mich in St Catharines am Busbahnhof ab. Wir haben uns 5 Jahre nicht gesehen. Der Rest des Tages besteht aus Wiedersehensfreude. Ich werde in der Familie “durchgereicht”.
Zuletzt geändert von AntjeG am 06 Jun 2024, 21:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Landurlaub Kanada (Nordamerika Mai 2024 Teil 2)

Beitrag von AntjeG » 23 Mai 2024, 04:22

St Catharines
St Catharines ist eine mittelgroße Stadt zwischen den Niagara Fällen und Toronto, direkt am Ontariosee gelegen. Der Weltlandkanal verläuft durch St Catharines und es gibt hier eine Schleuse.

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St Catharines nennt sich selbst die Gartenstadt. Es gibt viel Grün und einen schönen Wanderweg am Wasser entlang. Das alte Hafenviertel Port Dalhousie ist schön zum Bummeln.
Ich bin knapp eine Woche hier bei meinen Freunden. Wir gehen am Port Dalhousie und am See spazieren,

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besuchen Einkaufszentren, sitzen quatschend auf der Terrasse. Mit den Kindern gehen wir Eis essen und ins Kino. Mit der Oma verbringen wir einen gemütlichen Vormittag in Niagara on the Lake. Hier gibt es eine schöne Altstadt (für nordamerikanische Verhältnisse wirklich alt: 19. Jahrhundert) und viele inhabergeführte Läden.

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Alljährlich findet das G.B. Shaw Festival im örtlichen Theater statt. Man ehrt den Dichter zudem mit einer Statue im Stadtzentrum:

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Wir verbringen natürlich auch einen Tag in Niagara Falls. Es ist ein langes Wochenende, denn Montag ist Victoria day, ein Feiertag. Entsprechend voll ist es. Aber schließlich wollen die Kinder auch was davon haben, also müssen wir uns tapfer der Menge stellen und vertagen nicht auf einen Schultag. Wir besorgen uns Fun Passes, mit denen wir das Riesenrad und ein paar Geisterbahnen ermäßigt nutzen können. Ich bestehe darüber hinaus auf einer Fahrt mit dem gläsernen Aufzug auf den Skylon Tower. Von hier hat man einen wunderschönen Blick auf die Niagara Fälle.

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Der Stadtteil Clifton Hill ist das Vergnügungsviertel von Niagara Falls und ähnelt einem Freizeitpark. Hier sind verschiedene Fahrgeschäfte, Restaurants, Imbissbuden und das Casino zu finden.

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Die Niagara Fälle selbst befinden sich unterhalb von Clifton Hill.

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Man kann mit einem Boot in die Gischt der Fälle reinfahren, ein sehr nasses Vergnügen. Flussaufwärts gibt es auch eine Seilbahn, die über die Stromschnellen vor den Fällen führt.
Auf der Rückfahrt können wir verschiedene Feuerwerke sehen. An landesweiten Feiertagen wie dem Victoria day ist hier privates Feuerwerk außerhalb von Waldbrandzonen erlaubt.

St Catharines bis Brooklyn/New York
Der Abschied fällt schwer. Ich gelange auf dem umgekehrten Weg mit Megabus und UP Express zum Flughafen. Die Einreisekontrolle für die USA findet schon vor dem Abflug in Toronto statt. Sehr praktisch. Der Flug ist pünktlich (ja, sowas gibt's), Transfer klappt auch. Ich verbringe die Nacht im The Lodge Red Hook in fußläufiger Entfernung des Brooklyn Cruise Terminals. So brauche ich nicht nochmal einen Transfer.

Ende des Berichts über den Landurlaub. Es folgt ein separater Bericht über die Transatlantik Passage mit der Queen Mary 2.
Antje

AntjeG
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Re: Landurlaub Kanada (Nordamerika Mai 2024 Teil 2)

Beitrag von AntjeG » 06 Jun 2024, 21:21

Alle Fotos sind jetzt eingefügt, viel Spaß mit dem Bericht.

Ich hatte übrigens richtig Glück, dass FTI nicht während meiner Reise pleite gegangen ist. Sonst hätte ich in Vancouver ohne Bett dagestanden. (Wobei es mich nicht wirklich wundert, dass die pleite sind. Der Zimmerpreis über FTI war etwa die Hälfte von dem, was andere Anbieter im gleichen Hotel verlangt haben.)
Antje

Babs
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Re: Landurlaub Kanada (Nordamerika Mai 2024 Teil 2)

Beitrag von Babs » 02 Jul 2024, 17:25

Traumhaft.

Was hat denn der ganze Spaß mit dem Rocky Mountaineer gekostet?

Das würde mir alles auch gefallen, aber ich befürchte, das sprengt unser Budget in Geld und Zeit. :(
LG Babs 8-)

AntjeG
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Re: Landurlaub Kanada (Nordamerika Mai 2024 Teil 2)

Beitrag von AntjeG » 02 Jul 2024, 17:53

ES gibt verschiedene Routen für den Zug, 2- und 3tägige. Auf den 2tägigen Routen kannst du außerdem zwischen Gold Leaf (1. Klasse) und Silver Leaf (2. Klasse) wählen. Auf der Route von Vancouver nach Banff oder Jasper in 2 Tagen geht es bei um die 1800 € all-inclusive in Silver Leaf los. Ich hatte ja die 3tägige Route, für die es nur Gold Leaf gibt. Das waren dann 3.300 €. Ich habe echt lange überlegt, ob ich das mache. Mein ursprünglicher Plan war die 2tägige Route Silver Leaf. Auf Anraten meiner kanadischen Freunde habe ich die 3tägige Route genommen. Sie meinten, die wäre landschaftlich schöner. Und, so ihre Argumentation, sowas macht man wahrscheinlich nur einmal im Leben. Also sollte man sich, wenn irgend möglich, dann auch das Beste gönnen und den Rest des Lebens davon zehren. Ja, es ist extrem teuer. Es war aber auch extrem gut und wirklich den gezahlten Preis wert. Ich hätte jetzt nicht die Übernachtung in diesen mega-super Hotels gebraucht (bei Silver Leaf übernachtet man sozusagen auch einen Stern tiefer). Habe aber auch schon im Netz gesehen, dass man Silver Leaf buchen und nur die reine Zugfahrt auf Gold Leaf "upgraden" kann. Das dürfte dann deutlich günstiger sein, weil man in preisgünstigeren Hotels übernachtet. Auf die Rundumsicht in dem Gold Leaf Waggon würde ich ungern verzichten wollen, glaube ich. Dann lieber noch länger sparen und Gold Leaf reisen.
Sagt eine, die auf Schiffen nur Innenkabinen bucht und bei Hotels nur dann 4 Sterne, wenn es am Ort kein 3 Sterne Hotel gibt. Ich spare lieber an der Unterkunft als an der eigentlichen Reiseerfahrung. Das sehen einige hier sicher anders.
Antje

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