Reisebericht Amadea - Norwegen - Juli 2019
Verfasst: 30 Aug 2019, 14:49
Montag, 15. Juli 2019 Bremerhaven
Heute geht es endlich los! Wir reisen mit der Bahn nach Bremerhaven an – etwas umständlich, weil wir zweimal umsteigen müssen, aber die Anschlüsse klappen gut. Pünktlich um 13.31 Uhr erreichen wir Bremerhaven Hauptbahnhof. Um 13.40 Uhr soll der Shuttlebus abfahren, das passt genau. Allerdings bin ich besser über die Fahrpreise informiert als der Busfahrer – Kinder bis 15 Jahre fahren nämlich kostenlos. Zum Glück habe ich mir den entsprechenden Passus ausgedruckt, mein Sohn ist noch 14. Bei zwei Personen rechnet sich der Shuttlebus sonst nicht wirklich, denn jeder Erwachsene zahlt 7 EUR, der Taxipreis soll bei ca. 15 EUR liegen.
Kurz nach 14 Uhr erreichen wir das Kreuzfahrtterminal. Im Verhältnis zu Kreuzfahrten auf größeren Schiffen herrscht hier gähnende Leere. An den Schaltern für Gold- und Silberservice stehen vielleicht 6 Personen an, an dem Schalter für die restlichen Gäste, zu denen auch wir zählen, vielleicht 20. Die Amadea ist heute das einzige Kreuzfahrtschiff in Bremerhaven, da herrschte bei unserer Spitzbergen-Reise mit der Artania in 2016 ein ganz anderer Andrang, denn damals fand der Vierfach-Anlauf von Phoenix statt.
Leider bedeuten wenige Passagiere nicht unbedingt, dass der Check-in schnell geht. An unserem Schalter scheint es ein technisches Problem zu geben. Es dauert fast eine gute Viertelstunde, bis ein Ehepaar eingecheckt werden kann. Bei der Celebrity Eclipse letzten Sommer wurden in der Zeit an einem Schalter mindestens 5 Paare eingecheckt. Ein zweiter Schalter wird personell besetzt, aber nicht eröffnet. Was ist denn hier los? Nach einer halben Stunde Wartezeit haben wir den Check-in endlich geschafft. Auf das Schiff dürfen wir aber noch nicht, deshalb nehmen wir oben im Wartebereich im 1. Stock Platz. Mein Sohn ist sehr zufrieden, denn hier gibt es freies W-LAN (das Passwort ist auf einem Schild am Eingang des Cafés angeschlagen). Als kurz vor 15 Uhr die ersten Passagiere an Bord dürfen, verzichten wir zunächst darauf, uns in die lange Schlange einzureihen, sondern nutzen das W-LAN für letzte Software-Updates und WhatsApp-Nachrichten, außerdem verabschieden wir uns telefonisch noch von meinem Mann, den wir leider noch nicht mit dem Kreuzfahrt-Virus infizieren konnten.
Nach der Sicherheitskontrolle werden die Pässe für den Facecheck,, der für die Einreise nach Großbritannien notwendig ist, eingesammelt. Danach führt uns ein Mitarbeiter zu unserer Kabine. Wir haben Kabine 727, eine Außenkabine mit Sichtbehinderung auf dem Promenadendeck. Die Sichtbehinderung empfinde ich als ziemlich unerheblich. Ich nehme das Sofabett, mein Sohn bekommt das Klappbett (letzteres ist zwar etwas breiter, hat aber eine härtere Matratze). Die ersten Gepäckstücke kommen auch schon, aber wir wollen jetzt erst einmal die erste Kaffeezeit genießen. Im Restaurant Amadea gibt es Kaffee (bzw. für uns Tee, wir sind keine Kaffeetrinker), Kuchen, Obst und kleine deftige Schnittchen. So gestärkt schicke ich meinen Sohn zum ersten Schiffsrundgang, damit ich Platz und Ruhe in der Kabine zum Auspacken habe.
Ich bin gerade mit fertig, als die Rettungsübung um 17.45 Uhr beginnt. Auf der Amadea ist der Treffpunkt für alle Gäste direkt draußen auf dem Promenadendeck, so bleibt einem der Gänsemarsch von einer Musterstation im Inneren nach draußen erspart und die Übung war deutlich schneller beendet als bei unseren Reisen mit der Artania oder der Albatros.
Gegen 19.15 Uhr legen wir in Bremerhaven ab. Es ist mit 15 Grad, starkem Wind und dicken Wolken nicht wirklich sommerlich, trotzdem bin ich erstaunt, dass wir auf dem Promenadendeck fast die einzigen sind, die sich das Ablegen draußen anschauen.
Danach geht es zum Abendessen ins Restaurant Vier Jahreszeiten. Heute ist es etwas wuselig (wie eigentlich überall am ersten Abend), es dauert 1,5 Stunden, bis wir mit vier sehr leckeren, allerdings übersichtlichen Gängen fertig sind. Mein gefräßiger Sohn fragt ernsthaft, ob er nicht noch irgend etwas zu essen bekommen kann, aber es ist spät, ich bin müde und ordne deshalb Schlafenszeit an. Zum Schlafen ist es definitiv ein Vorteil, dass die Portionen nicht so riesig waren, denn zumindest ich kann mit vollem Bauch nicht gut schlafen (mein Sohn kann immer schlafen). Wir haben spürbaren Seegang, aber die Kabine ist sehr ruhig, kein Geknarze, auch keine Geräusche von Kabinennachbarn – wunderbar, ich kann sogar ohne Ohrenstöpsel schlafen.
Dienstag, 16. Juli 2019 Seetag
Heute morgen wache ich gegen 8.15 Uhr auf. Der Seegang hat das bei mir bewirkt, was er immer bewirkt: ich habe gut und lange (über neun Stunden) geschlafen. Ich mache mich fertig und wecke meinen Sohn gegen 8.40 Uhr. Wir frühstücken im Restaurant Vier Jahreszeiten, mein Sohn lässt sich das heutige Special „Rührei mit Shrimps“ nicht entgehen.
Um 11.30 Uhr gibt es einen maritimen Frühschoppen am Pool. Essen kann ich jetzt nicht schon wieder (Austern wären auch nicht so mein Ding, aber der Lachs sah gut aus), aber fotografieren, es gab nämlich hübsche Eisskulpturen. Danach drehen wir 10 Runden über die Rundumpromenade (eine Runde misst immerhin 370m).
Jetzt ist schon wieder Zeit zum Mittagessen. Heute geht es deutlich schneller als gestern Abend – eine knappe Stunde für vier Gänge. Danach besuche ich eine Übung zur Progressiven Muskelentspannung, dann ist schon wieder Kaffeezeit. Ich trinke bloß einen Tee, aber mein Sohn ist schon wieder gut beim Kuchen dabei (Teenager müsste man sein – er kann ständig essen und nimmt kein Gramm zu). Anschließend geht mein Sohn zum Tischtennistreff, während ich hier Reisebericht schreibe.
Heute Abend müssen wir uns aufhübschen, denn es ist Galaabend angesagt. Gegen 17.50 Uhr gehen wir zur persönlichen Begrüßung durch den Kapitän Franz W. Ziolkowski und die Kreuzfahrtdirektorin Manuela Bzdega. Bei der Begrüßung in der Showlounge werden die leitenden Mitarbeiter aus allen Bereichen vorgestellt. Dann geht es um 19 Uhr zum Galadinner. Die heutige Kleiderordnung „Gala – Festliche Abendgarderobe / Herren: Smoking, Dinnerjacket oder eleganter Abendanzug, Damen entsprechend“ wird recht frei interpretiert. Ich habe keinen einzigen Herren in Smoking oder Dinnerjacket gesehen, ebenso keine einzige Dame in langem Abendkleid. „Eleganter Abendanzug“ traf bei einigen Herren zu, es gab aber auch viele Herren in mehr oder minder eleganter Kombination, zum Teil sogar in der Variante Jeans, Sakko und Hemd mit offenem Kragen (weder Krawatte noch Fliege) zu sehen. Ich brauchte also kein schlechtes Gewissen haben, weil ich meinem Sohn keinen Smoking gekauft hatte, sondern er seinen Konfirmationsanzug trug.
Nach einem leckeren Essen begeben wir uns zur Kabine und verzichten auf die Willkommens-Show, da wir morgen früh hoch müssen. Das Tagesprogramm für morgen hat mir einen ziemlichen Schrecken versetzt: zuerst sollen in Lerwick alle Phoenix-Ausflügler zum Facecheck bei den britischen Behörden und danach von Bord gehen, für Individualreisende soll es erst ab 9.45 Uhr von Bord gehen, ich habe uns aber schon für 9 Uhr ein Taxi bestellt. Nach Rücksprache mit der Rezeption soll es möglich sein, dass wir schon früher von Bord gehen können, aber Phoenix-Ausflüge haben Vorrang, wir sollen viel Zeit mitbringen. Ich bestelle vorsichtshalber einen Weckruf für 6.30 Uhr, damit wir früh genug fertig sind, um vor dem ersten Phoenix-Ausflug, der Treffpunkt um 8.30 Uhr in der Showlounge hat, von Bord zu gehen.
Mittwoch, 17. Juli 2019 Lerwick / Shetland-Inseln
Der Weckruf reißt uns um 6.30 Uhr aus dem Schlaf, was nicht ganz so bestialisch ist, wie es sich anhört, denn wir haben heute durch Zeitverschiebung eine Stunde gewonnen.
Man kann schon erste Inseln sehen (die Shetland-Inseln sind eine Inselgruppe, wir werden heute die größte Insel, Mainland, besuchen). Es ist wolkig, neblig, aber trocken, die Temperaturen liegen heute zwischen 13 – 15 Grad. Ich hoffe, dass der Nebel noch aufreißt und mache deshalb nur sehr wenig Fotos vom Einlaufen und der Ankunft des Lotsen.
Wir frühstücken im Restaurant Vier Jahreszeiten und schaffen es tatsächlich, vor den ersten Phoenix-Ausflüglern von Bord zu gehen. Pünktlich um 9 Uhr kommt unser Taxi. Wir hatten einen Wagen bei Sinclairs Taxis (www.sinclairstaxis.co.uk) reserviert. In einem kleineren Taxi (bis 4 Personen) kostet hier die Stunde 45 GBP. Chauffiert werden wir heute von der Tochter des Inhabers, die sich auch gleichzeitig als Reiseleiterin betätigt und uns viel erzählt. Sie spricht ein gut verständliches Englisch (das ist in Schottland nicht selbstverständlich ).
Ich möchte unbedingt Papageientaucher sehen. Bei unserem ersten Besuch auf den Shetland-Inseln 2017 waren wir dafür schon zu spät (die Vögel brüten nur bis Juli, wir waren damals Ende August in Lerwick), aber dieses Mal hoffe, dass es klappt. Deshalb fahren wir zur Südspitze von Mainland, nach Sumburgh Head. Dort befindet sich ein Leuchtturm auf hohen Klippen, in denen diverse Seevögel brüten.
Auf der Fahrt sehen wir leider nur sehr wenig von der Landschaft, denn es ist stark neblig. Um Sumburgh Head zu erreichen, müssen wir die Start- und Landebahn des Flughafens überqueren. Sollte ein Flugzeug kommen, würde eine rote Ampel den (geringen) Autoverkehr stoppen – wie in Gibraltar. Heute kommt kein Flugzeug – unsere Fahrerin erzählt uns, dass sie heute morgen einen Gast hatte, der schon den dritten Versuch unternommen hat, die Shetland-Inseln mit dem Flugzeug zu verlassen. Aufgrund des starken Nebels können aber keine Flugzeuge starten oder landen.
In Sumburgh Head können wir bis zum Leuchtturm vorfahren, denn es sind kaum Autos und keine Busse dort. Dicker Nebel, man hat leider gar keine Aussicht – aber wir sehen Papageientaucher. Die Vögel sind so niedlich, sie befinden sich nur wenige Meter von uns entfernt. Die wenigen Touristen, die dort sind (vielleicht 6 – 8 Personen) fahren bald ab, so dass wir dort komplett alleine mit unserer Fahrerin sind. Den Leuchtturm könnte man auch von innen besichtigen, aber dafür sind wir zu früh, er öffnet erst um 11 Uhr. Wir sind aber auch nicht wegen des Leuchtturms, sondern wegen der Papageientaucher gekommen, auch wenn es schade ist, dass wir noch nicht mal das Meer, in dem man hier mit Glück auch Wale oder Delfine sehen können soll, durch den Nebel wahrnehmen.
Nach ausgiebigen Vogelbeobachtungen und einigen Bildern (Kommentar meines Sohnes: „Mama, wir brauchen keine 100 Fotos!“) geht es weiter. Auf der Hinfahrt sind wir schon an einer archäologischen Stätte vorbeigekommen (Old Scatness), diese besichtigen wir nun. Die meisten Busse mit Touristen (neben uns ist auch noch die MS Europa vor Ort) fahren nach Jarlshof. Old Scatness hat keine großen Parkplätze, hier sind wir ganz alleine. Ein Mitarbeiter des Museums führt uns herum und erläutert uns die Ausgrabungen, auf die man zufällig beim Bau einer Zufahrtsstraße zum Flughafen 1975 gestoßen ist. Der Eintritt hier kostet 6 GBP für Erwachsene und 4 GBP für Kinder.
Nach der Besichtigung fahren wir auf meinen Wunsch noch zu einem Strand, an dem viele Seehunde liegen. Wir haben Glück, denn a) sind die Seehunde tatsächlich dort und b) hat sich der Nebel zumindest so weit verzogen, dass wir den Strand überhaupt von oben aus überhaupt erkennen können.
Nun geht es wieder zurück zum Schiff. Vorher halten wir noch in Lerwick am Clickhimin Broch, einem gut erhaltenen Rundturm aus piktischer Zeit. Dieser kann ohne Eintrittsgebühr besichtigt werden. Gegen 12 Uhr sind wir dann zurück am Schiff. Das Taxi kann übrigens in bar (GBP) oder per Kreditkarte bezahlt werden, unsere Fahrerin hatte auch die Eintrittsgebühr für Old Scatness zunächst für uns ausgelegt, man braucht also nicht unbedingt vorher Geld tauschen. Der Ausflug hat uns trotz des nebligen Wetters ausgezeichnet gefallen. Individueller geht es nicht.
Jetzt lassen wir uns das Mittagessen schmecken. So sind wir rechtzeitig zum Ablegen um 14 Uhr fertig. Viel sehen kann man leider nicht, im Verhältnis zum Einlaufen heute morgen hat es sich noch weiter zugezogen, es herrscht dichter Nebel. Die MS Europa, die auf Reede liegt, ist kaum zu erkennen.
Um 14.30 Uhr besuche ich den Vortrag des Lektors Jan Holthuis über die Wikinger. Gegen 15.45 Uhr wollen wir zur Kaffeezeit in die Vista-Lounge, aber dort sind alle Plätze besetzt. Gut, dann geht es eben ins Restaurant Amadea. Eigentlich war heute Nachmittag auch die Möglichkeit zur Besichtigung der Brücke vorgesehen, doch aufgrund des starken Nebels wurde das aus Sicherheitsgründen abgesagt. Gegen 17 Uhr besuche ich die Sauna. Ich bin allerdings nicht die einzige, die diese Idee hat. In der Sauna selbst (ich besuche die Finnische Sauna, es gibt außerdem noch eine Bio-Sauna mit etwas niedrigeren Temperaturen sowie ein Dampfbad) ist es ziemlich leer, aber der Ruheraum verfügt nur über wenige Liegen (ca. 12) und ist voll besetzt. Zum Glück wird nach kurzer Zeit doch noch eine Liege frei.
Als ich gegen 18 Uhr den Saunabereich verlasse, kommen mir schon Scharen von Menschen auf dem Weg zum Abendessen entgegen. Ich habe noch keinen Hunger, wir gehen erst gegen 19.15 Uhr ins Restaurant Vier Jahreszeiten. Es hat sich schon eingebürgert, dass wir dort gerne im hinteren Bereich an einem der kleineren Tische sitzen. Im Restaurant Amadea stehen die Tische sehr eng beieinander, so dass man kaum aufstehen kann, wenn am Tisch hinter einem noch jemand sitzt, deshalb gehe ich lieber ins Restaurant Vier Jahreszeiten.
Im Tagesprogramm für morgen ist eine Küchenführung angekündigt, außerdem sind weitere Termine für Küchenführungen genannt (Anmeldung an der Rezeption, begrenzte Teilnehmerzahl). Ich melde uns für den 25. Juli an.
Heute Abend gehen wir erstmals zur Show. Es gibt lustige Experimente mit dem Mentalisten Aaron. Danach ist dann Schlafenszeit angesagt.
Donnerstag, 18. Juli 2019 Seetag
Ich bin nach 8 Stunden Schlaf gegen 7.30 Uhr ausgeschlafen. Mein Sohn schläft noch eine knappe Stunde länger, dann wird neben oder vor unserer Kabine Staub gesaugt, vor unserer Kabine auf der Promenade werden Liegen aufgestellt (warum in aller Welt ausgerechnet an der engsten Stelle der Promenade Liegen aufgestellt werden, so dass Jogger oder Spaziergänger kaum durchkommen, erschließt sich mir nicht). Bei dem Lärm kann selbst mein Sohn nicht mehr schlafen.
Wir frühstücken im Restaurant Vier Jahreszeiten. Heute gibt es als Special Quark-Pfannkuchen mit Blaubeeren, das lassen wir uns nicht entgehen. Um 11 Uhr geht mein Sohn zum Tischtennistreff, ich schreibe ein wenig am Reisebericht.
Zum Mittagessen gehen wir ins Restaurant Amadea, denn heute isst nur mein Sohn, ich leiste ihm bloß Gesellschaft und hebe meinen Appetit lieber für den Nachmittag auf, da ist nämlich die Kaffeezeit „Der Himmel hängt voller Erdbeeren“ angesagt. Vorher drehen wir noch einige Runden auf dem Promenadendeck – ich schaffe 10 Runden, mein Sohn hat nach 6 Runden keine Lust mehr, denn so sonnig und schön es auch aussieht, der Wind pustet einen fast um.
Die Erdbeer-Kaffeezeit erleben wir zum ersten Mal (auf der Artania hatten wir 2016 „Alles Schokolade“ und „Wiener Kaffeehaus“). Immerhin wissen wir jetzt, dass wir etwas sehr Schönes zu erwarten haben und sind mit Fotoapparaten gerüstet. Wir schlemmen Erdbeer-Torte, Törtchen, Baiser sowie frische Erdbeeren mit Sahne, Vanilleeis und Schokoladensoße – wunderbar! Ich liebe die besonderen Kaffeezeiten bei Phoenix Reisen.
Um 16.15 Uhr ist unser Deck an der Reihe zum Besuch auf der Kommandobrücke. Das geht hier allerdings Schlag auf Schlag, wir dürfen einmal kurz durchlaufen, uns umschauen, fotografieren, dann geht es auch schon wieder heraus. Aber schön, dass hier überhaupt allen Passagieren ein kostenfreier Besuch auf der Brücke ermöglicht wird.
Den Rest des Nachmittags schreibe ich zunächst Reisebericht, dann probiere ich den Fitnessraum aus. Huch, ist das hier kühl klimatisiert. Offensichtlich habe ich mit 17.45 – 18.45 Uhr eine gute Zeit für Sport gewählt, denn ich bin fast alleine dort. Ich laufe eine halbe Stunde auf dem Crosstrainer, dann mache ich noch einige Übungen am Boden, wobei es in dem schmalen Raum sehr schwierig ist, überhaupt eine Ecke zu finden, wo man eine Gymnastikmatte ausbreiten kann.
Jetzt habe ich so langsam wieder Appetit auf das Abendessen. Heute gehen wir erst um 19.30 Uhr ins Restaurant Vier Jahreszeiten. Die meisten Leute essen offensichtlich früher, wir sind in einer Stunde mit vier Gängen fertig. Morgen stehen die Lofoten und abends die Passage durch Trollfjord und Raftsund auf dem Programm, also ein anstrengender Tag und für mich der Höhepunkt der Reise. Deshalb schicke ich meinen Sohn, der noch etwa 10 Stunden Schlaf pro Nacht braucht, schon mal ins Bett. Ich schaue mir noch die schöne Show „Nur die Liebe zählt“ an. Mal sehen, welche Wetterprognose für morgen zutrifft: Im Bordfernseher ist von 16 Grad, Wolken und Regen die Rede, im Tagesprogramm steht 22 Grad und Sonne.
Freitag, 19. Juli 2019 Leknes / Lofoten
Vor Aufregung werde ich erstmals schon um 3.30 Uhr wach. Draußen strahlt schon die Sonne, erste Berge sind schon zu sehen. Ich liege eine ganze Weile wach, ehe es mir doch noch gelingt, wieder einzuschlafen. Ich will ja fit sein für die Passagen heute Abend, wegen Raftsund und in der Hoffnung auf Trollfjord habe ich diese Reise gebucht.
Um 7 Uhr wache ich auf und mache mich fertig, um 7.30 Uhr wecke ich meinen Sohn. Heute Mittag (Treffpunkt 12.40 Uhr) haben wir einen Ausflug über Phoenix nach Nusfjord gebucht. Bei dem wunderbaren Wetter will ich aber vormittags nicht bloß auf dem Schiff sitzen. Ich habe vorab eine kleine Wanderung zum Aussichtspunkt Haugheia geplant. Phoenix bietet dies auch als organisierten Wanderausflug an, man kann die Tour aber auch gut alleine gehen (einfache Strecke vom Schiff auf den Berg ca. 3,3 km).
Wir frühstücken, mein Sohn bummelt wie üblich im Bad herum, so dass wir erst gegen 9.45 Uhr das Schiff verlassen. Für die Lofoten herrscht ein gigantisches Wetter. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel, wir haben uns ordentlich mit Sonnenmilch eingecremt und es ist 22 Grad warm. Der Wanderweg ist einigermaßen gut beschildert, der Anstieg auch für Ungeübte gut machbar und die Aussicht ziemlich schnell atemberaubend, so dass man – auch wenn man gar nicht den ganzen Weg bis zum Ende geht. Da mein gefräßiger Sohn vor dem Ausflug nach Nusfjord noch zum Mittagessen will, kehren wir gegen 11 Uhr um und sind um 12 Uhr wieder am Schiff. Ein schnelles Mittagessen im Restaurant Vier Jahreszeiten (das Buffet im Restaurant Amadea ist leider noch nicht offen), dann noch mal kurz auf die Kabine und die Ausflugstickets holen und los geht’s.
Mit dem Bus fahren wir zuerst zu einem Fotostopp bei einer Kirche auf der Insel Flakstadoy. Weiter geht es zur Schmiede von Sund (hier finde ich die Aussicht fast interessanter als die Schmiedearbeiten und die kleine Ausstellung). Am sehr schönen Strand von Ramberg fahren wir leider nur vorbei, hier hätte ich gerne einen Fotostopp gemacht. Es sind tatsächlich viele Leute am Strand und sogar im Wasser (bei ca. 12 Grad Wassertemperatur muss man da aber schon abgehärtet sein). Unser letzter Stopp ist Nusfjord. Sehr schön, aber natürlich heute von Ausflüglern überlaufen. Hier wäre ich gerne noch etwas länger geblieben, aber unser Schiff legt um 17 Uhr ab. Wir sind gerade so um 16.30 Uhr wieder an Bord – wäre dies ein individueller und kein Phoenix-Ausflug gewesen, hätte ich jetzt schon Nervenflattern bekommen. Unser örtlicher Reiseleiter auf dem Ausflug war übrigens ein Deutscher aus Schwaben, der seit 1,5 Jahren in Norwegen lebt – er konnte sehr persönlich und informativ erzählen, das hat mir gut gefallen.
Auf dem Schiff findet jetzt die Polartaufe statt – übrigens deutlich harmloser als auf der Artania, wo die teilnehmenden Passagiere zum Teil stark mit Schaum etc. beschmiert wurden. Trotzdem verzichten wir auch dieses Mal darauf, uns taufen zu lassen – eine Urkunde bekommen wir später auch so auf die Kabine.
Heute Abend steht noch das auf dem Programm, warum ich die Reise gebucht hatte: die Passagen Raftsund und Trollfjord. Die Fahrt durch den Trollfjord ist nicht immer möglich und wird nicht garantiert – aber heute stimmt das Wetter. Gefühlt jeder Passagier will diese Passage erleben, deshalb gehen heute alle Punkt 18 Uhr zum Abendessen. Entsprechend lange dauert es, wir sind erst gegen 19.40 Uhr fertig. Jetzt schnell nach draußen, denn gegen 20 Uhr fahren wir in den Trollfjord ein. Die Einfahrt ist nur etwa 100 m breit – man hat den Eindruck, man bräuchte nur die Hand auszustrecken, um die hohen Felsen zu berühren. Wir sehen schon das Ende des nur 2 km langen Fjordes vor uns und fragen uns, wie in aller Welt das Schiff dort wenden soll, um wieder herauszukommen. Es ist zutiefst beeindruckend, hier entlang zu fahren und es ist ein Privileg, auf einem Schiff wie der Amadea zu fahren, die so viel Freiflächen auf den Außendecks bietet, dass es nie eng wird und jeder in Ruhe filmen oder fotografieren kann, ohne Arme oder Köpfe anderer Leute im Bild zu haben.
Nach der Fahrt durch den Trollfjord fahren wir durch den Raftsund. Mich lockt heute nichts nach drinnen, auch wenn ich gerne die Show des Geigers Jiri Erlebach erlebt hätte. Aber Shows kann ich jeden Abend sehen, durch diese fantastische Landschaft bei so einem genialen Sommerwetter fahre ich wahrscheinlich nur einmal im Leben. Wir fahren durch herrliche Natur, immer wieder stehen Menschen am Ufer und winken uns, einer sogar mit einer Flagge von Phoenix Reisen (ob das ein ehemaliger Mitarbeiter war?).
Nachdenklich machen mich die schwarzen Rauchwolken, die die Amadea immer wieder ausstößt. Diese Tour ist eine Reise durch herrliche Natur – und wir verpesten mit den Schiffsabgasen diese Natur, die wir genießen wollen. Ich weiß, dass Kreuzfahrten nur einen kleinen Teil des weltweiten Schiffsverkehrs ausmachen, ich habe unterwegs auch bei Schleppern, Lotsenbooten und Frachtschiffen dicke Rauchwolken gesehen und den Gestank der Abgase gerochen. Das macht es jedoch nicht besser. Ich halte es für den falschen Weg, wenn Menschen wie zuletzt in Kiel gegen die Kreuzschifffahrt protestieren, indem sie ein Schiff am Auslaufen hindern oder Kreuzfahrer anpöbeln. Ich möchte nicht, dass diese Art des Urlaubs verboten wird – nicht nur, weil ich selbst es so liebe, sondern weil ich gerade auf einem Schiff wie der Amadea sehen kann, dass es einige Passagiere gibt, die keine anstrengender Wanderungen mehr schaffen, für die selbst eine Busrundreise zu anstrengend wäre. Ich halte es für einen Segen, dass auch Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer etc. durch ein Kreuzfahrtschiff diese gigantische Natur erleben können. Aber ich wünsche mir, dass die Regierungen die Abgasnormen verschärfen. Ich hoffe, dass es findige Ingenieure und Techniker gibt, die gute Ideen haben, wie man ein Schiff antreiben kann, ohne die Umwelt zu verpesten – und ich hoffe, dass die notwendigen Umbauten bei älteren Schiffen nicht so viel kosten, dass Kreuzfahrt nur noch ein elitärer Urlaub für Reiche wird.
Mein immer hungriger Teenager möchte nach so viel Naturerlebnis noch zum Late Night Snack, der nach meinem Eindruck deutlich aufwendiger gestaltet ist als auf der Artania. Noch ein kurzer Blick nach draußen – es ist immer noch schön und das Abendlicht ist wunderbar. Danach fallen wir nach einem erfüllten Tag ins Bett – auch wenn es fast schade um jede Minute ist, die wir schlafen – die Landschaft ist einfach zu schön,
Samstag, 20. Juli 2019 Honningsvag / Nordkap
Mein persönlicher Weckdienst (der Mitarbeiter, der auf dem Promenadendeck vor unserem Fenster die Liegen aufstellt) weckt mich heute um 8 Uhr. Meinen Sohn, der einen gesegneten Schlaf hat und sich von keinerlei Geräuschen stören lässt, wecke ich um 9.20 Uhr, damit wir es noch zum Spätaufsteherfrühstück von 10 – 10.30 Uhr schaffen.Dadurch verpassen wir leider den Vortrag des Lektors, aber heute haben wir einen langen Abend vor uns, da soll mein Sohn ausgeschlafen sein.
Es ist ein herrlich sonniger Tag, blauer Himmel, frischer Wind. Ich drehe ein paar Runden über die Außendecks, mein Sohn geht zum Tischtennistreff. Da wir nur wenig gefrühstückt haben, gehen wir um 12.50 Uhr zum Mittagessen. Das geht heute schnell, in 50 Minuten haben wir 4 Gänge verspeist.
Nachmittags spielen wir Golf. Plötzlich ruft eine Frau: „Da ist ja ein Wal!“ Vielleicht 20 m vom Schiff entfernt sehen wir deutlich einen großen Wal (ich kann nicht sagen, ob es ein Blauwal, ein Buckelwal oder noch eine andere Art war, aber zumindest war es ein richtig großes Tier, nicht bloß ein Schweinswal). Ich habe natürlich keinen Fotoapparat dabei, aber ich freue mich, dass auch ich endlich mal so nah einen großen Wal sichte – und denke immer noch an unsere Reise mit der Artania 2016, als ich an einem ähnlich schönen Tag wie heute Richtung Kabine ging, um mir ein Buch zu holen und bei der Rückkehr auf das Außendeck von meinem Sohn erfuhr, dass er eine Gruppe Orkas gesehen hatte. Auch ich Wal-Pechvogel kann einmal Glück haben!
Noch mehr Glück haben wir bei der Kaffeestunde in der Vista-Lounge: etwas weiter entfernt sich hier zwei Wale zu sehen.
Gegen 17 Uhr passieren wir bei bestem Wetter das Nordkap mit dem Schiff.
Das Abendessen nehmen wir relativ früh ein (ich habe dafür nachmittags auf Kuchen verzichtet und nur ein Kännchen Tee getrunken, während mein Sohn schon wieder Hunger hat, obwohl er sich nachmittags durch das gesamte Kuchensortiment probiert hat).
Um 20.10 Uhr ist Treffpunkt für unseren Ausflug zum Nordkap. Bei unserem 4. Besuch in Honningsvag, wo wir gegen 19.15 Uhr angelegt haben, wollen wir endlich auch mal zum Nordkap fahren. Es hat sich gelohnt, dass ich so viele Jahre mit diesem Ausflug gewartet habe: mein Sohn ist jetzt alt genug, dass er nicht müde oder quengelig wird, wenn es abends spät wird. Wir haben gigantisch schönes Wetter, selbst abends noch an die 20 Grad, Sonnenschein, blauer Himmel, besser geht es nicht. Ich habe noch nie so gutes Wetter in dieser Region erlebt.
Unterwegs sehen wir Rentierherden und schöne Landschaft – leider ohne Fotostopp. Am Nordkap laufen wir zuerst zu der Weltkugel. Unten auf See fährt gerade die AIDAluna vorbei, die wir nach unserer Rückkehr in Honningsvag treffen werden. Außerdem schauen wir uns noch den schönen Film und die Cave of Lights an und laufen draußen herum, um schöne Fotos zu machen. Ziemlich ernüchternd finde ich den riesigen Platz, auf dem Wohnmobile und dazwischen kleine Zelte dicht an dicht stehen. Mit einsamem Naturerlebnis der Mitternachtssonne am Nordkap hat dieser Massentourismus nichts mehr zu tun. Die armen Camper werden wahrscheinlich nachts kein Auge zu tun, denn während von unserem Schiff der letzte Bus kurz nach 23 Uhr zurückfährt, werden deutlich mehr Busse mit Passagieren von der AIDAluna die halbe Nacht fahren (ab Mitternacht starten viele Busse ab Honningsvag, denn die AIDAluna hat viermal so viele Passagiere wie die Amadea).
Wir fahren mit dem letzten Bus zurück zum Schiff und kommen mit Verspätung etwa 23.45 Uhr an. Trotz des intensiven Tages sind wir noch gar nicht müde, denn die Sonne scheint immer noch und wir sind erfüllt von den schönen Erlebnissen heute. Mein Sohn will noch zum Late Night Snack auf dem Pooldeck, hier gibt es u.a. Würstchen und eine schöne heiße Suppe. Wir fahren jetzt durch schöne Innenpassagen weiter nach Tromsö. Als einziger Wermutstropfen bleiben wieder die dicken schwarzen Qualmwolken, die die Amadea ausstößt. Es ist nachts halb zwei, bis wir schlafen.
Sonntag, 21. Juli 2019 Tromsö
Das war eine kurze Nacht, schon um 8 Uhr bin ich wieder wach. Nach einem Blick nach draußen hält mich nichts mehr im Bett, wir fahren durch eine fantastische Hochgebirgslandschaft mit schneebedeckten Bergen. Ich frühstücke heute alleine, meinen Sohn lasse ich noch schlafen, es droht ja keine Hungersnot. Ab 12 Uhr gibt es Mittagessen, außerdem haben wir einen Obstkorb auf der Kabine.
Bei diesem herrlichen Panorama muss auch der Lektor auf mich verzichten, ich wandere über die Außendecks, fotografiere und sauge die Landschaft in mich auf. Solche Bilder brauche ich für die Seele, wenn ich später im Herbst oder Winter wieder im Norddeutschen Schmuddelwetter sitze. Mein Sohn hat weniger Sinn für Landschaft und geht zum Tischtennistreff, danach geht es zum Mittagessen.
Wir legen pünktlich um 13.30 Uhr in Tromsö an. Für 14 Uhr sind wir mit Karina Weinschenk von www.scanadventure.no verabredet, wir wollen den Ausflug zur Insel Sommaroya machen. Wir sind alleine mit Karina, so dass sie uns mit dem Auto abholt (sie hat auch einen Kleinbus für größere Gruppen). Wir fahren durch die schöne Landschaft, halten immer wieder für Fotostopps oder kurze Spaziergänge an. Wir sehen schöne Aussichten, Felszeichnungen, sogar Schweinswale in einem Fjord (leider tauchen sie immer nur so kurz auf, dass es nicht für ein Foto reicht). Kaffeepause machen wir bei Tove's Glashuset – hier kann man schöne Glaskunstwerke erwerben, aber auch einfach so wie wir bei Tee / Kaffee und ausgesprochen leckeren Waffeln auf der Terrasse am Fjord sitzen. Es ist einfach nur schön, Karina ist eine sehr sympathische Deutsch- Norwegerin, es kommt mir vor, als ob ich mit einer guten Freundin unterwegs bin. Weiter geht es zur Insel Sommaroya, wo es schöne kleine Strände gibt und einen wunderbaren Ausblick auf einen Felsen, der den Architekten der Eismeerkathedrale in Tromsö wohl beim Bau inspiriert hat. Mitreisende vom Schiff sehen wir bei unserem Ausflug nicht, die Schiffsausflüge gehen zu anderen Zielen.
Gegen 19.15 Uhr sind wir wieder zurück. Sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt hatten wir übrigen einen kleinen Stau, weil ein Rentier die Straße überquerte. Wir schauen uns noch das Auslaufen um 20 Uhr an, dann geht es zum Abendessen und im Anschluss zur Abba-Show in die Showlounge. Die Show ist nett, man kann sie sich gut anschauen, allerdings kennen wir z.B. von AIDA schon eine Abba-Show, da kann die von Phoenix schon aufgrund der sehr begrenzten technischen Möglichkeiten der Atlantik-Showlounge nicht wirklich mithalten. Danach muss mein Sohn noch zum Late Night Snack, der heute in der Bibliothek aufgebaut wurde, weil das Wetter für die geplante Poolparty doch recht kritisch geworden ist (während wir den ganzen Tag Sonne und blauen Himmel hatten und beim Ausflug sogar Schwimmer im Meer gesehen hatten, hat es sich jetzt zugezogen und es nieselt). Es ist schon wieder fast Mitternacht, bis wir endlich ins Bett fallen. Wieder geht ein perfekter Tag zu Ende.
Montag, 22. Juli 2019 Bodö
Der erste neue Hafen für uns auf dieser Reise, in Bodö waren wir bisher noch nicht.
Ich wache gegen 8.10 Uhr auf, mein Sohn gegen 9 Uhr. Wir können uns Zeit lassen, denn wir sollen Bodö erst um 11 Uhr erreichen und sind für 12 Uhr zu einer Wanderung mit Alf Thynes von Bodö Outdoor AS verabredet. http://bodooutdoor.no/engelsk-2/home.html Er wird uns am Schiff abholen, dann werden wir ca. 45 Minuten mit dem Auto zum Ausgangspunkt der Wanderung „Ovre Aselivatn“ fahren. Die Wanderzeit zu einem Bergsee soll etwa 2 Stunden betragen, auf der Rückfahrt wollen wir noch einen Stopp am Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrudel der Welt, einlegen, denn für 15.36 Uhr erreicht der einfließende Strom seine größte Stärke. So ist der Plan.
Das Wetter ist heute eher unfreundlich, es ist wolkig bzw. neblig bei 14 Grad. Nach einem ausgiebigen späten Frühstück (mein armer Sohn muss heute auf Mittagessen verzichten – ob er das überleben wird?) bereiten wir uns auf den Landgang vor. Heute kommen mal die wärmeren Jacken zum Einsatz, außerdem besteht eine höhere Regenwahrscheinlichkeit, so dass ich vorsichtshalber eine Regenhose für meinen Sohn einpacke und selbst eine wasserabweisende Wanderhose trage.
Alf holt uns pünktlich am Schiff ab (ich habe bei allen individuellen Ausflügen Fotos von uns an die jeweiligen Guides versandt, so dass sie uns immer gleich erkennen können). Er fragt uns, ob wir die Wanderung wirklich machen wollen, weil heute aufgrund der Wolken leider keine Aussicht besteht. Wir wollen trotzdem, ich möchte mich gerne bewegen und etwas von der Umgebung sehen.
Der Ausflug lohnt sich schon allein wegen der Fahrt, wir sehen nämlich zwei Elche. Sie stehen jeweils am Waldrand auf einer Wiese, so wie man bei uns vielleicht ein Reh sehen würde. Wow, da muss ich heute Abend gleich meinen Mann anrufen, er hat mal vor vielen Jahren drei Wochen Camping in Schweden gemacht und keinen einzigen Elch gesehen.
Wie geplant erreichen wir den kleinen Parkplatz, der Ausgangspunkt für unsere Wanderung ist, kurz vor 13 Uhr. Alf ist gut vorbereitet und packt als Stärkung für unterwegs Fladenbrot, Käse, Schokolade, heißes Wasser und Teebeutel / Kakaopulver für uns ein (ich hatte im Vorfeld mitgeteilt, dass wir keine Kaffeetrinker sind). Der Weg ist mit roten Zeichen markiert und führt über Felsen und schmale Pfade. Es ist gut zu bewältigen, aber mir wird schnell warm, die erste Jacke kommt in den Rucksack. Wir laufen eine gute Stunde, bis wir zum oberen Bergsee kommen. Leider haben wir keine Aussicht (Alf zeigt uns ein Foto von dem herrlichen Bergpanorama, was man hier bei klarer Sicht genießen kann), aber auch so war es eine schöne Wanderung und die Wasserfälle können wir immerhin auch heute bei Wolken sehen.
Wir machen eine halbe Stunde „Teepause“ (Alf hat uns sogar Unterlagen zum bequemeren Sitzen mitgebracht), dann gehen wir an den Wasserfällen entlang zurück, bis wir später wieder auf unseren Wanderweg stoßen. Auf dem Rückweg hat es ein wenig genieselt, aber insgesamt sind wir trocken geblieben, nur mein Sohn ist einmal unglücklich mit dem Fuß umgeknickt, so dass er etwas Wasser von einer Pfütze in den Schuh bekommen hat. Es sind übrigens kaum Menschen unterwegs, während der gesamten Zeit begegnen wir weniger als 10 anderen Wanderern. Wieder ein Ausflug weit abseits des Massentourismus, wunderbar!
Nun fahren wir zum Saltstraumen. Hier ist Schluss mit Ruhe und Individualität, es wimmelt von Reisegruppen der Amadea und der AIDAbella, die mit uns im Hafen liegt, auch weitere Touristen sind vor Ort. Man geht vorbei an einem kleinen See und wunderbaren Wildblumenwiesen ans Wasser. Sehr deutlich sichtbar ist die Geschwindigkeit, mit der das Wasser fließt. Strudel sind eher weiter weg zu erkennen. Einige RIB-Boote driften in den Strudeln. Insgesamt gibt der Saltstraumen aber in meinen Augen nicht so viel her, nach weniger als einer halben Stunde habe ich genug gesehen und wir fahren zurück nach Bodö. Gegen 17 Uhr sind wir wieder am Schiff. Es war trotz fehlender Aussicht ein schöner Ausflug.
Um 18 Uhr legen wir ab. Jetzt kommt zumindest ein wenig die Sonne heraus. Nach dem Abendessen geht es zur Show des Gastkünstlers Gino Castelli, der italienische Lieder singt. Die Stimmung ist großartig, das macht richtig Spaß. Als wir aus der Showlounge kommen, muss ich schnell raus zum Fotografieren: wir sind an der kleinen Insel, die durch einen Globus den Polarkreis anzeigt (auf der Artania-Reise haben wir schon gelernt, dass das wie am Nordkap nicht der geografisch exakte Punkt ist, aber dafür ein fotogener). Die Landschaft ist fantastisch, die Sonne ist herausgekommen, dazu kurzzeitig ein Regenbogen – einfach nur der Wahnsinn! Ich weiß gar nicht mehr, mit welchen Superlativen ich die Landschaft beschreiben soll, die wir hier sehen. Ich bin so dankbar, dass wir so viel Schönheit erleben dürfen.
Auch wenn es schwerfällt, irgendwann müssen wir dann doch mal schlafen gehen.
Heute geht es endlich los! Wir reisen mit der Bahn nach Bremerhaven an – etwas umständlich, weil wir zweimal umsteigen müssen, aber die Anschlüsse klappen gut. Pünktlich um 13.31 Uhr erreichen wir Bremerhaven Hauptbahnhof. Um 13.40 Uhr soll der Shuttlebus abfahren, das passt genau. Allerdings bin ich besser über die Fahrpreise informiert als der Busfahrer – Kinder bis 15 Jahre fahren nämlich kostenlos. Zum Glück habe ich mir den entsprechenden Passus ausgedruckt, mein Sohn ist noch 14. Bei zwei Personen rechnet sich der Shuttlebus sonst nicht wirklich, denn jeder Erwachsene zahlt 7 EUR, der Taxipreis soll bei ca. 15 EUR liegen.
Kurz nach 14 Uhr erreichen wir das Kreuzfahrtterminal. Im Verhältnis zu Kreuzfahrten auf größeren Schiffen herrscht hier gähnende Leere. An den Schaltern für Gold- und Silberservice stehen vielleicht 6 Personen an, an dem Schalter für die restlichen Gäste, zu denen auch wir zählen, vielleicht 20. Die Amadea ist heute das einzige Kreuzfahrtschiff in Bremerhaven, da herrschte bei unserer Spitzbergen-Reise mit der Artania in 2016 ein ganz anderer Andrang, denn damals fand der Vierfach-Anlauf von Phoenix statt.
Leider bedeuten wenige Passagiere nicht unbedingt, dass der Check-in schnell geht. An unserem Schalter scheint es ein technisches Problem zu geben. Es dauert fast eine gute Viertelstunde, bis ein Ehepaar eingecheckt werden kann. Bei der Celebrity Eclipse letzten Sommer wurden in der Zeit an einem Schalter mindestens 5 Paare eingecheckt. Ein zweiter Schalter wird personell besetzt, aber nicht eröffnet. Was ist denn hier los? Nach einer halben Stunde Wartezeit haben wir den Check-in endlich geschafft. Auf das Schiff dürfen wir aber noch nicht, deshalb nehmen wir oben im Wartebereich im 1. Stock Platz. Mein Sohn ist sehr zufrieden, denn hier gibt es freies W-LAN (das Passwort ist auf einem Schild am Eingang des Cafés angeschlagen). Als kurz vor 15 Uhr die ersten Passagiere an Bord dürfen, verzichten wir zunächst darauf, uns in die lange Schlange einzureihen, sondern nutzen das W-LAN für letzte Software-Updates und WhatsApp-Nachrichten, außerdem verabschieden wir uns telefonisch noch von meinem Mann, den wir leider noch nicht mit dem Kreuzfahrt-Virus infizieren konnten.
Nach der Sicherheitskontrolle werden die Pässe für den Facecheck,, der für die Einreise nach Großbritannien notwendig ist, eingesammelt. Danach führt uns ein Mitarbeiter zu unserer Kabine. Wir haben Kabine 727, eine Außenkabine mit Sichtbehinderung auf dem Promenadendeck. Die Sichtbehinderung empfinde ich als ziemlich unerheblich. Ich nehme das Sofabett, mein Sohn bekommt das Klappbett (letzteres ist zwar etwas breiter, hat aber eine härtere Matratze). Die ersten Gepäckstücke kommen auch schon, aber wir wollen jetzt erst einmal die erste Kaffeezeit genießen. Im Restaurant Amadea gibt es Kaffee (bzw. für uns Tee, wir sind keine Kaffeetrinker), Kuchen, Obst und kleine deftige Schnittchen. So gestärkt schicke ich meinen Sohn zum ersten Schiffsrundgang, damit ich Platz und Ruhe in der Kabine zum Auspacken habe.
Ich bin gerade mit fertig, als die Rettungsübung um 17.45 Uhr beginnt. Auf der Amadea ist der Treffpunkt für alle Gäste direkt draußen auf dem Promenadendeck, so bleibt einem der Gänsemarsch von einer Musterstation im Inneren nach draußen erspart und die Übung war deutlich schneller beendet als bei unseren Reisen mit der Artania oder der Albatros.
Gegen 19.15 Uhr legen wir in Bremerhaven ab. Es ist mit 15 Grad, starkem Wind und dicken Wolken nicht wirklich sommerlich, trotzdem bin ich erstaunt, dass wir auf dem Promenadendeck fast die einzigen sind, die sich das Ablegen draußen anschauen.
Danach geht es zum Abendessen ins Restaurant Vier Jahreszeiten. Heute ist es etwas wuselig (wie eigentlich überall am ersten Abend), es dauert 1,5 Stunden, bis wir mit vier sehr leckeren, allerdings übersichtlichen Gängen fertig sind. Mein gefräßiger Sohn fragt ernsthaft, ob er nicht noch irgend etwas zu essen bekommen kann, aber es ist spät, ich bin müde und ordne deshalb Schlafenszeit an. Zum Schlafen ist es definitiv ein Vorteil, dass die Portionen nicht so riesig waren, denn zumindest ich kann mit vollem Bauch nicht gut schlafen (mein Sohn kann immer schlafen). Wir haben spürbaren Seegang, aber die Kabine ist sehr ruhig, kein Geknarze, auch keine Geräusche von Kabinennachbarn – wunderbar, ich kann sogar ohne Ohrenstöpsel schlafen.
Dienstag, 16. Juli 2019 Seetag
Heute morgen wache ich gegen 8.15 Uhr auf. Der Seegang hat das bei mir bewirkt, was er immer bewirkt: ich habe gut und lange (über neun Stunden) geschlafen. Ich mache mich fertig und wecke meinen Sohn gegen 8.40 Uhr. Wir frühstücken im Restaurant Vier Jahreszeiten, mein Sohn lässt sich das heutige Special „Rührei mit Shrimps“ nicht entgehen.
Um 11.30 Uhr gibt es einen maritimen Frühschoppen am Pool. Essen kann ich jetzt nicht schon wieder (Austern wären auch nicht so mein Ding, aber der Lachs sah gut aus), aber fotografieren, es gab nämlich hübsche Eisskulpturen. Danach drehen wir 10 Runden über die Rundumpromenade (eine Runde misst immerhin 370m).
Jetzt ist schon wieder Zeit zum Mittagessen. Heute geht es deutlich schneller als gestern Abend – eine knappe Stunde für vier Gänge. Danach besuche ich eine Übung zur Progressiven Muskelentspannung, dann ist schon wieder Kaffeezeit. Ich trinke bloß einen Tee, aber mein Sohn ist schon wieder gut beim Kuchen dabei (Teenager müsste man sein – er kann ständig essen und nimmt kein Gramm zu). Anschließend geht mein Sohn zum Tischtennistreff, während ich hier Reisebericht schreibe.
Heute Abend müssen wir uns aufhübschen, denn es ist Galaabend angesagt. Gegen 17.50 Uhr gehen wir zur persönlichen Begrüßung durch den Kapitän Franz W. Ziolkowski und die Kreuzfahrtdirektorin Manuela Bzdega. Bei der Begrüßung in der Showlounge werden die leitenden Mitarbeiter aus allen Bereichen vorgestellt. Dann geht es um 19 Uhr zum Galadinner. Die heutige Kleiderordnung „Gala – Festliche Abendgarderobe / Herren: Smoking, Dinnerjacket oder eleganter Abendanzug, Damen entsprechend“ wird recht frei interpretiert. Ich habe keinen einzigen Herren in Smoking oder Dinnerjacket gesehen, ebenso keine einzige Dame in langem Abendkleid. „Eleganter Abendanzug“ traf bei einigen Herren zu, es gab aber auch viele Herren in mehr oder minder eleganter Kombination, zum Teil sogar in der Variante Jeans, Sakko und Hemd mit offenem Kragen (weder Krawatte noch Fliege) zu sehen. Ich brauchte also kein schlechtes Gewissen haben, weil ich meinem Sohn keinen Smoking gekauft hatte, sondern er seinen Konfirmationsanzug trug.
Nach einem leckeren Essen begeben wir uns zur Kabine und verzichten auf die Willkommens-Show, da wir morgen früh hoch müssen. Das Tagesprogramm für morgen hat mir einen ziemlichen Schrecken versetzt: zuerst sollen in Lerwick alle Phoenix-Ausflügler zum Facecheck bei den britischen Behörden und danach von Bord gehen, für Individualreisende soll es erst ab 9.45 Uhr von Bord gehen, ich habe uns aber schon für 9 Uhr ein Taxi bestellt. Nach Rücksprache mit der Rezeption soll es möglich sein, dass wir schon früher von Bord gehen können, aber Phoenix-Ausflüge haben Vorrang, wir sollen viel Zeit mitbringen. Ich bestelle vorsichtshalber einen Weckruf für 6.30 Uhr, damit wir früh genug fertig sind, um vor dem ersten Phoenix-Ausflug, der Treffpunkt um 8.30 Uhr in der Showlounge hat, von Bord zu gehen.
Mittwoch, 17. Juli 2019 Lerwick / Shetland-Inseln
Der Weckruf reißt uns um 6.30 Uhr aus dem Schlaf, was nicht ganz so bestialisch ist, wie es sich anhört, denn wir haben heute durch Zeitverschiebung eine Stunde gewonnen.
Man kann schon erste Inseln sehen (die Shetland-Inseln sind eine Inselgruppe, wir werden heute die größte Insel, Mainland, besuchen). Es ist wolkig, neblig, aber trocken, die Temperaturen liegen heute zwischen 13 – 15 Grad. Ich hoffe, dass der Nebel noch aufreißt und mache deshalb nur sehr wenig Fotos vom Einlaufen und der Ankunft des Lotsen.
Wir frühstücken im Restaurant Vier Jahreszeiten und schaffen es tatsächlich, vor den ersten Phoenix-Ausflüglern von Bord zu gehen. Pünktlich um 9 Uhr kommt unser Taxi. Wir hatten einen Wagen bei Sinclairs Taxis (www.sinclairstaxis.co.uk) reserviert. In einem kleineren Taxi (bis 4 Personen) kostet hier die Stunde 45 GBP. Chauffiert werden wir heute von der Tochter des Inhabers, die sich auch gleichzeitig als Reiseleiterin betätigt und uns viel erzählt. Sie spricht ein gut verständliches Englisch (das ist in Schottland nicht selbstverständlich ).
Ich möchte unbedingt Papageientaucher sehen. Bei unserem ersten Besuch auf den Shetland-Inseln 2017 waren wir dafür schon zu spät (die Vögel brüten nur bis Juli, wir waren damals Ende August in Lerwick), aber dieses Mal hoffe, dass es klappt. Deshalb fahren wir zur Südspitze von Mainland, nach Sumburgh Head. Dort befindet sich ein Leuchtturm auf hohen Klippen, in denen diverse Seevögel brüten.
Auf der Fahrt sehen wir leider nur sehr wenig von der Landschaft, denn es ist stark neblig. Um Sumburgh Head zu erreichen, müssen wir die Start- und Landebahn des Flughafens überqueren. Sollte ein Flugzeug kommen, würde eine rote Ampel den (geringen) Autoverkehr stoppen – wie in Gibraltar. Heute kommt kein Flugzeug – unsere Fahrerin erzählt uns, dass sie heute morgen einen Gast hatte, der schon den dritten Versuch unternommen hat, die Shetland-Inseln mit dem Flugzeug zu verlassen. Aufgrund des starken Nebels können aber keine Flugzeuge starten oder landen.
In Sumburgh Head können wir bis zum Leuchtturm vorfahren, denn es sind kaum Autos und keine Busse dort. Dicker Nebel, man hat leider gar keine Aussicht – aber wir sehen Papageientaucher. Die Vögel sind so niedlich, sie befinden sich nur wenige Meter von uns entfernt. Die wenigen Touristen, die dort sind (vielleicht 6 – 8 Personen) fahren bald ab, so dass wir dort komplett alleine mit unserer Fahrerin sind. Den Leuchtturm könnte man auch von innen besichtigen, aber dafür sind wir zu früh, er öffnet erst um 11 Uhr. Wir sind aber auch nicht wegen des Leuchtturms, sondern wegen der Papageientaucher gekommen, auch wenn es schade ist, dass wir noch nicht mal das Meer, in dem man hier mit Glück auch Wale oder Delfine sehen können soll, durch den Nebel wahrnehmen.
Nach ausgiebigen Vogelbeobachtungen und einigen Bildern (Kommentar meines Sohnes: „Mama, wir brauchen keine 100 Fotos!“) geht es weiter. Auf der Hinfahrt sind wir schon an einer archäologischen Stätte vorbeigekommen (Old Scatness), diese besichtigen wir nun. Die meisten Busse mit Touristen (neben uns ist auch noch die MS Europa vor Ort) fahren nach Jarlshof. Old Scatness hat keine großen Parkplätze, hier sind wir ganz alleine. Ein Mitarbeiter des Museums führt uns herum und erläutert uns die Ausgrabungen, auf die man zufällig beim Bau einer Zufahrtsstraße zum Flughafen 1975 gestoßen ist. Der Eintritt hier kostet 6 GBP für Erwachsene und 4 GBP für Kinder.
Nach der Besichtigung fahren wir auf meinen Wunsch noch zu einem Strand, an dem viele Seehunde liegen. Wir haben Glück, denn a) sind die Seehunde tatsächlich dort und b) hat sich der Nebel zumindest so weit verzogen, dass wir den Strand überhaupt von oben aus überhaupt erkennen können.
Nun geht es wieder zurück zum Schiff. Vorher halten wir noch in Lerwick am Clickhimin Broch, einem gut erhaltenen Rundturm aus piktischer Zeit. Dieser kann ohne Eintrittsgebühr besichtigt werden. Gegen 12 Uhr sind wir dann zurück am Schiff. Das Taxi kann übrigens in bar (GBP) oder per Kreditkarte bezahlt werden, unsere Fahrerin hatte auch die Eintrittsgebühr für Old Scatness zunächst für uns ausgelegt, man braucht also nicht unbedingt vorher Geld tauschen. Der Ausflug hat uns trotz des nebligen Wetters ausgezeichnet gefallen. Individueller geht es nicht.
Jetzt lassen wir uns das Mittagessen schmecken. So sind wir rechtzeitig zum Ablegen um 14 Uhr fertig. Viel sehen kann man leider nicht, im Verhältnis zum Einlaufen heute morgen hat es sich noch weiter zugezogen, es herrscht dichter Nebel. Die MS Europa, die auf Reede liegt, ist kaum zu erkennen.
Um 14.30 Uhr besuche ich den Vortrag des Lektors Jan Holthuis über die Wikinger. Gegen 15.45 Uhr wollen wir zur Kaffeezeit in die Vista-Lounge, aber dort sind alle Plätze besetzt. Gut, dann geht es eben ins Restaurant Amadea. Eigentlich war heute Nachmittag auch die Möglichkeit zur Besichtigung der Brücke vorgesehen, doch aufgrund des starken Nebels wurde das aus Sicherheitsgründen abgesagt. Gegen 17 Uhr besuche ich die Sauna. Ich bin allerdings nicht die einzige, die diese Idee hat. In der Sauna selbst (ich besuche die Finnische Sauna, es gibt außerdem noch eine Bio-Sauna mit etwas niedrigeren Temperaturen sowie ein Dampfbad) ist es ziemlich leer, aber der Ruheraum verfügt nur über wenige Liegen (ca. 12) und ist voll besetzt. Zum Glück wird nach kurzer Zeit doch noch eine Liege frei.
Als ich gegen 18 Uhr den Saunabereich verlasse, kommen mir schon Scharen von Menschen auf dem Weg zum Abendessen entgegen. Ich habe noch keinen Hunger, wir gehen erst gegen 19.15 Uhr ins Restaurant Vier Jahreszeiten. Es hat sich schon eingebürgert, dass wir dort gerne im hinteren Bereich an einem der kleineren Tische sitzen. Im Restaurant Amadea stehen die Tische sehr eng beieinander, so dass man kaum aufstehen kann, wenn am Tisch hinter einem noch jemand sitzt, deshalb gehe ich lieber ins Restaurant Vier Jahreszeiten.
Im Tagesprogramm für morgen ist eine Küchenführung angekündigt, außerdem sind weitere Termine für Küchenführungen genannt (Anmeldung an der Rezeption, begrenzte Teilnehmerzahl). Ich melde uns für den 25. Juli an.
Heute Abend gehen wir erstmals zur Show. Es gibt lustige Experimente mit dem Mentalisten Aaron. Danach ist dann Schlafenszeit angesagt.
Donnerstag, 18. Juli 2019 Seetag
Ich bin nach 8 Stunden Schlaf gegen 7.30 Uhr ausgeschlafen. Mein Sohn schläft noch eine knappe Stunde länger, dann wird neben oder vor unserer Kabine Staub gesaugt, vor unserer Kabine auf der Promenade werden Liegen aufgestellt (warum in aller Welt ausgerechnet an der engsten Stelle der Promenade Liegen aufgestellt werden, so dass Jogger oder Spaziergänger kaum durchkommen, erschließt sich mir nicht). Bei dem Lärm kann selbst mein Sohn nicht mehr schlafen.
Wir frühstücken im Restaurant Vier Jahreszeiten. Heute gibt es als Special Quark-Pfannkuchen mit Blaubeeren, das lassen wir uns nicht entgehen. Um 11 Uhr geht mein Sohn zum Tischtennistreff, ich schreibe ein wenig am Reisebericht.
Zum Mittagessen gehen wir ins Restaurant Amadea, denn heute isst nur mein Sohn, ich leiste ihm bloß Gesellschaft und hebe meinen Appetit lieber für den Nachmittag auf, da ist nämlich die Kaffeezeit „Der Himmel hängt voller Erdbeeren“ angesagt. Vorher drehen wir noch einige Runden auf dem Promenadendeck – ich schaffe 10 Runden, mein Sohn hat nach 6 Runden keine Lust mehr, denn so sonnig und schön es auch aussieht, der Wind pustet einen fast um.
Die Erdbeer-Kaffeezeit erleben wir zum ersten Mal (auf der Artania hatten wir 2016 „Alles Schokolade“ und „Wiener Kaffeehaus“). Immerhin wissen wir jetzt, dass wir etwas sehr Schönes zu erwarten haben und sind mit Fotoapparaten gerüstet. Wir schlemmen Erdbeer-Torte, Törtchen, Baiser sowie frische Erdbeeren mit Sahne, Vanilleeis und Schokoladensoße – wunderbar! Ich liebe die besonderen Kaffeezeiten bei Phoenix Reisen.
Um 16.15 Uhr ist unser Deck an der Reihe zum Besuch auf der Kommandobrücke. Das geht hier allerdings Schlag auf Schlag, wir dürfen einmal kurz durchlaufen, uns umschauen, fotografieren, dann geht es auch schon wieder heraus. Aber schön, dass hier überhaupt allen Passagieren ein kostenfreier Besuch auf der Brücke ermöglicht wird.
Den Rest des Nachmittags schreibe ich zunächst Reisebericht, dann probiere ich den Fitnessraum aus. Huch, ist das hier kühl klimatisiert. Offensichtlich habe ich mit 17.45 – 18.45 Uhr eine gute Zeit für Sport gewählt, denn ich bin fast alleine dort. Ich laufe eine halbe Stunde auf dem Crosstrainer, dann mache ich noch einige Übungen am Boden, wobei es in dem schmalen Raum sehr schwierig ist, überhaupt eine Ecke zu finden, wo man eine Gymnastikmatte ausbreiten kann.
Jetzt habe ich so langsam wieder Appetit auf das Abendessen. Heute gehen wir erst um 19.30 Uhr ins Restaurant Vier Jahreszeiten. Die meisten Leute essen offensichtlich früher, wir sind in einer Stunde mit vier Gängen fertig. Morgen stehen die Lofoten und abends die Passage durch Trollfjord und Raftsund auf dem Programm, also ein anstrengender Tag und für mich der Höhepunkt der Reise. Deshalb schicke ich meinen Sohn, der noch etwa 10 Stunden Schlaf pro Nacht braucht, schon mal ins Bett. Ich schaue mir noch die schöne Show „Nur die Liebe zählt“ an. Mal sehen, welche Wetterprognose für morgen zutrifft: Im Bordfernseher ist von 16 Grad, Wolken und Regen die Rede, im Tagesprogramm steht 22 Grad und Sonne.
Freitag, 19. Juli 2019 Leknes / Lofoten
Vor Aufregung werde ich erstmals schon um 3.30 Uhr wach. Draußen strahlt schon die Sonne, erste Berge sind schon zu sehen. Ich liege eine ganze Weile wach, ehe es mir doch noch gelingt, wieder einzuschlafen. Ich will ja fit sein für die Passagen heute Abend, wegen Raftsund und in der Hoffnung auf Trollfjord habe ich diese Reise gebucht.
Um 7 Uhr wache ich auf und mache mich fertig, um 7.30 Uhr wecke ich meinen Sohn. Heute Mittag (Treffpunkt 12.40 Uhr) haben wir einen Ausflug über Phoenix nach Nusfjord gebucht. Bei dem wunderbaren Wetter will ich aber vormittags nicht bloß auf dem Schiff sitzen. Ich habe vorab eine kleine Wanderung zum Aussichtspunkt Haugheia geplant. Phoenix bietet dies auch als organisierten Wanderausflug an, man kann die Tour aber auch gut alleine gehen (einfache Strecke vom Schiff auf den Berg ca. 3,3 km).
Wir frühstücken, mein Sohn bummelt wie üblich im Bad herum, so dass wir erst gegen 9.45 Uhr das Schiff verlassen. Für die Lofoten herrscht ein gigantisches Wetter. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel, wir haben uns ordentlich mit Sonnenmilch eingecremt und es ist 22 Grad warm. Der Wanderweg ist einigermaßen gut beschildert, der Anstieg auch für Ungeübte gut machbar und die Aussicht ziemlich schnell atemberaubend, so dass man – auch wenn man gar nicht den ganzen Weg bis zum Ende geht. Da mein gefräßiger Sohn vor dem Ausflug nach Nusfjord noch zum Mittagessen will, kehren wir gegen 11 Uhr um und sind um 12 Uhr wieder am Schiff. Ein schnelles Mittagessen im Restaurant Vier Jahreszeiten (das Buffet im Restaurant Amadea ist leider noch nicht offen), dann noch mal kurz auf die Kabine und die Ausflugstickets holen und los geht’s.
Mit dem Bus fahren wir zuerst zu einem Fotostopp bei einer Kirche auf der Insel Flakstadoy. Weiter geht es zur Schmiede von Sund (hier finde ich die Aussicht fast interessanter als die Schmiedearbeiten und die kleine Ausstellung). Am sehr schönen Strand von Ramberg fahren wir leider nur vorbei, hier hätte ich gerne einen Fotostopp gemacht. Es sind tatsächlich viele Leute am Strand und sogar im Wasser (bei ca. 12 Grad Wassertemperatur muss man da aber schon abgehärtet sein). Unser letzter Stopp ist Nusfjord. Sehr schön, aber natürlich heute von Ausflüglern überlaufen. Hier wäre ich gerne noch etwas länger geblieben, aber unser Schiff legt um 17 Uhr ab. Wir sind gerade so um 16.30 Uhr wieder an Bord – wäre dies ein individueller und kein Phoenix-Ausflug gewesen, hätte ich jetzt schon Nervenflattern bekommen. Unser örtlicher Reiseleiter auf dem Ausflug war übrigens ein Deutscher aus Schwaben, der seit 1,5 Jahren in Norwegen lebt – er konnte sehr persönlich und informativ erzählen, das hat mir gut gefallen.
Auf dem Schiff findet jetzt die Polartaufe statt – übrigens deutlich harmloser als auf der Artania, wo die teilnehmenden Passagiere zum Teil stark mit Schaum etc. beschmiert wurden. Trotzdem verzichten wir auch dieses Mal darauf, uns taufen zu lassen – eine Urkunde bekommen wir später auch so auf die Kabine.
Heute Abend steht noch das auf dem Programm, warum ich die Reise gebucht hatte: die Passagen Raftsund und Trollfjord. Die Fahrt durch den Trollfjord ist nicht immer möglich und wird nicht garantiert – aber heute stimmt das Wetter. Gefühlt jeder Passagier will diese Passage erleben, deshalb gehen heute alle Punkt 18 Uhr zum Abendessen. Entsprechend lange dauert es, wir sind erst gegen 19.40 Uhr fertig. Jetzt schnell nach draußen, denn gegen 20 Uhr fahren wir in den Trollfjord ein. Die Einfahrt ist nur etwa 100 m breit – man hat den Eindruck, man bräuchte nur die Hand auszustrecken, um die hohen Felsen zu berühren. Wir sehen schon das Ende des nur 2 km langen Fjordes vor uns und fragen uns, wie in aller Welt das Schiff dort wenden soll, um wieder herauszukommen. Es ist zutiefst beeindruckend, hier entlang zu fahren und es ist ein Privileg, auf einem Schiff wie der Amadea zu fahren, die so viel Freiflächen auf den Außendecks bietet, dass es nie eng wird und jeder in Ruhe filmen oder fotografieren kann, ohne Arme oder Köpfe anderer Leute im Bild zu haben.
Nach der Fahrt durch den Trollfjord fahren wir durch den Raftsund. Mich lockt heute nichts nach drinnen, auch wenn ich gerne die Show des Geigers Jiri Erlebach erlebt hätte. Aber Shows kann ich jeden Abend sehen, durch diese fantastische Landschaft bei so einem genialen Sommerwetter fahre ich wahrscheinlich nur einmal im Leben. Wir fahren durch herrliche Natur, immer wieder stehen Menschen am Ufer und winken uns, einer sogar mit einer Flagge von Phoenix Reisen (ob das ein ehemaliger Mitarbeiter war?).
Nachdenklich machen mich die schwarzen Rauchwolken, die die Amadea immer wieder ausstößt. Diese Tour ist eine Reise durch herrliche Natur – und wir verpesten mit den Schiffsabgasen diese Natur, die wir genießen wollen. Ich weiß, dass Kreuzfahrten nur einen kleinen Teil des weltweiten Schiffsverkehrs ausmachen, ich habe unterwegs auch bei Schleppern, Lotsenbooten und Frachtschiffen dicke Rauchwolken gesehen und den Gestank der Abgase gerochen. Das macht es jedoch nicht besser. Ich halte es für den falschen Weg, wenn Menschen wie zuletzt in Kiel gegen die Kreuzschifffahrt protestieren, indem sie ein Schiff am Auslaufen hindern oder Kreuzfahrer anpöbeln. Ich möchte nicht, dass diese Art des Urlaubs verboten wird – nicht nur, weil ich selbst es so liebe, sondern weil ich gerade auf einem Schiff wie der Amadea sehen kann, dass es einige Passagiere gibt, die keine anstrengender Wanderungen mehr schaffen, für die selbst eine Busrundreise zu anstrengend wäre. Ich halte es für einen Segen, dass auch Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer etc. durch ein Kreuzfahrtschiff diese gigantische Natur erleben können. Aber ich wünsche mir, dass die Regierungen die Abgasnormen verschärfen. Ich hoffe, dass es findige Ingenieure und Techniker gibt, die gute Ideen haben, wie man ein Schiff antreiben kann, ohne die Umwelt zu verpesten – und ich hoffe, dass die notwendigen Umbauten bei älteren Schiffen nicht so viel kosten, dass Kreuzfahrt nur noch ein elitärer Urlaub für Reiche wird.
Mein immer hungriger Teenager möchte nach so viel Naturerlebnis noch zum Late Night Snack, der nach meinem Eindruck deutlich aufwendiger gestaltet ist als auf der Artania. Noch ein kurzer Blick nach draußen – es ist immer noch schön und das Abendlicht ist wunderbar. Danach fallen wir nach einem erfüllten Tag ins Bett – auch wenn es fast schade um jede Minute ist, die wir schlafen – die Landschaft ist einfach zu schön,
Samstag, 20. Juli 2019 Honningsvag / Nordkap
Mein persönlicher Weckdienst (der Mitarbeiter, der auf dem Promenadendeck vor unserem Fenster die Liegen aufstellt) weckt mich heute um 8 Uhr. Meinen Sohn, der einen gesegneten Schlaf hat und sich von keinerlei Geräuschen stören lässt, wecke ich um 9.20 Uhr, damit wir es noch zum Spätaufsteherfrühstück von 10 – 10.30 Uhr schaffen.Dadurch verpassen wir leider den Vortrag des Lektors, aber heute haben wir einen langen Abend vor uns, da soll mein Sohn ausgeschlafen sein.
Es ist ein herrlich sonniger Tag, blauer Himmel, frischer Wind. Ich drehe ein paar Runden über die Außendecks, mein Sohn geht zum Tischtennistreff. Da wir nur wenig gefrühstückt haben, gehen wir um 12.50 Uhr zum Mittagessen. Das geht heute schnell, in 50 Minuten haben wir 4 Gänge verspeist.
Nachmittags spielen wir Golf. Plötzlich ruft eine Frau: „Da ist ja ein Wal!“ Vielleicht 20 m vom Schiff entfernt sehen wir deutlich einen großen Wal (ich kann nicht sagen, ob es ein Blauwal, ein Buckelwal oder noch eine andere Art war, aber zumindest war es ein richtig großes Tier, nicht bloß ein Schweinswal). Ich habe natürlich keinen Fotoapparat dabei, aber ich freue mich, dass auch ich endlich mal so nah einen großen Wal sichte – und denke immer noch an unsere Reise mit der Artania 2016, als ich an einem ähnlich schönen Tag wie heute Richtung Kabine ging, um mir ein Buch zu holen und bei der Rückkehr auf das Außendeck von meinem Sohn erfuhr, dass er eine Gruppe Orkas gesehen hatte. Auch ich Wal-Pechvogel kann einmal Glück haben!
Noch mehr Glück haben wir bei der Kaffeestunde in der Vista-Lounge: etwas weiter entfernt sich hier zwei Wale zu sehen.
Gegen 17 Uhr passieren wir bei bestem Wetter das Nordkap mit dem Schiff.
Das Abendessen nehmen wir relativ früh ein (ich habe dafür nachmittags auf Kuchen verzichtet und nur ein Kännchen Tee getrunken, während mein Sohn schon wieder Hunger hat, obwohl er sich nachmittags durch das gesamte Kuchensortiment probiert hat).
Um 20.10 Uhr ist Treffpunkt für unseren Ausflug zum Nordkap. Bei unserem 4. Besuch in Honningsvag, wo wir gegen 19.15 Uhr angelegt haben, wollen wir endlich auch mal zum Nordkap fahren. Es hat sich gelohnt, dass ich so viele Jahre mit diesem Ausflug gewartet habe: mein Sohn ist jetzt alt genug, dass er nicht müde oder quengelig wird, wenn es abends spät wird. Wir haben gigantisch schönes Wetter, selbst abends noch an die 20 Grad, Sonnenschein, blauer Himmel, besser geht es nicht. Ich habe noch nie so gutes Wetter in dieser Region erlebt.
Unterwegs sehen wir Rentierherden und schöne Landschaft – leider ohne Fotostopp. Am Nordkap laufen wir zuerst zu der Weltkugel. Unten auf See fährt gerade die AIDAluna vorbei, die wir nach unserer Rückkehr in Honningsvag treffen werden. Außerdem schauen wir uns noch den schönen Film und die Cave of Lights an und laufen draußen herum, um schöne Fotos zu machen. Ziemlich ernüchternd finde ich den riesigen Platz, auf dem Wohnmobile und dazwischen kleine Zelte dicht an dicht stehen. Mit einsamem Naturerlebnis der Mitternachtssonne am Nordkap hat dieser Massentourismus nichts mehr zu tun. Die armen Camper werden wahrscheinlich nachts kein Auge zu tun, denn während von unserem Schiff der letzte Bus kurz nach 23 Uhr zurückfährt, werden deutlich mehr Busse mit Passagieren von der AIDAluna die halbe Nacht fahren (ab Mitternacht starten viele Busse ab Honningsvag, denn die AIDAluna hat viermal so viele Passagiere wie die Amadea).
Wir fahren mit dem letzten Bus zurück zum Schiff und kommen mit Verspätung etwa 23.45 Uhr an. Trotz des intensiven Tages sind wir noch gar nicht müde, denn die Sonne scheint immer noch und wir sind erfüllt von den schönen Erlebnissen heute. Mein Sohn will noch zum Late Night Snack auf dem Pooldeck, hier gibt es u.a. Würstchen und eine schöne heiße Suppe. Wir fahren jetzt durch schöne Innenpassagen weiter nach Tromsö. Als einziger Wermutstropfen bleiben wieder die dicken schwarzen Qualmwolken, die die Amadea ausstößt. Es ist nachts halb zwei, bis wir schlafen.
Sonntag, 21. Juli 2019 Tromsö
Das war eine kurze Nacht, schon um 8 Uhr bin ich wieder wach. Nach einem Blick nach draußen hält mich nichts mehr im Bett, wir fahren durch eine fantastische Hochgebirgslandschaft mit schneebedeckten Bergen. Ich frühstücke heute alleine, meinen Sohn lasse ich noch schlafen, es droht ja keine Hungersnot. Ab 12 Uhr gibt es Mittagessen, außerdem haben wir einen Obstkorb auf der Kabine.
Bei diesem herrlichen Panorama muss auch der Lektor auf mich verzichten, ich wandere über die Außendecks, fotografiere und sauge die Landschaft in mich auf. Solche Bilder brauche ich für die Seele, wenn ich später im Herbst oder Winter wieder im Norddeutschen Schmuddelwetter sitze. Mein Sohn hat weniger Sinn für Landschaft und geht zum Tischtennistreff, danach geht es zum Mittagessen.
Wir legen pünktlich um 13.30 Uhr in Tromsö an. Für 14 Uhr sind wir mit Karina Weinschenk von www.scanadventure.no verabredet, wir wollen den Ausflug zur Insel Sommaroya machen. Wir sind alleine mit Karina, so dass sie uns mit dem Auto abholt (sie hat auch einen Kleinbus für größere Gruppen). Wir fahren durch die schöne Landschaft, halten immer wieder für Fotostopps oder kurze Spaziergänge an. Wir sehen schöne Aussichten, Felszeichnungen, sogar Schweinswale in einem Fjord (leider tauchen sie immer nur so kurz auf, dass es nicht für ein Foto reicht). Kaffeepause machen wir bei Tove's Glashuset – hier kann man schöne Glaskunstwerke erwerben, aber auch einfach so wie wir bei Tee / Kaffee und ausgesprochen leckeren Waffeln auf der Terrasse am Fjord sitzen. Es ist einfach nur schön, Karina ist eine sehr sympathische Deutsch- Norwegerin, es kommt mir vor, als ob ich mit einer guten Freundin unterwegs bin. Weiter geht es zur Insel Sommaroya, wo es schöne kleine Strände gibt und einen wunderbaren Ausblick auf einen Felsen, der den Architekten der Eismeerkathedrale in Tromsö wohl beim Bau inspiriert hat. Mitreisende vom Schiff sehen wir bei unserem Ausflug nicht, die Schiffsausflüge gehen zu anderen Zielen.
Gegen 19.15 Uhr sind wir wieder zurück. Sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt hatten wir übrigen einen kleinen Stau, weil ein Rentier die Straße überquerte. Wir schauen uns noch das Auslaufen um 20 Uhr an, dann geht es zum Abendessen und im Anschluss zur Abba-Show in die Showlounge. Die Show ist nett, man kann sie sich gut anschauen, allerdings kennen wir z.B. von AIDA schon eine Abba-Show, da kann die von Phoenix schon aufgrund der sehr begrenzten technischen Möglichkeiten der Atlantik-Showlounge nicht wirklich mithalten. Danach muss mein Sohn noch zum Late Night Snack, der heute in der Bibliothek aufgebaut wurde, weil das Wetter für die geplante Poolparty doch recht kritisch geworden ist (während wir den ganzen Tag Sonne und blauen Himmel hatten und beim Ausflug sogar Schwimmer im Meer gesehen hatten, hat es sich jetzt zugezogen und es nieselt). Es ist schon wieder fast Mitternacht, bis wir endlich ins Bett fallen. Wieder geht ein perfekter Tag zu Ende.
Montag, 22. Juli 2019 Bodö
Der erste neue Hafen für uns auf dieser Reise, in Bodö waren wir bisher noch nicht.
Ich wache gegen 8.10 Uhr auf, mein Sohn gegen 9 Uhr. Wir können uns Zeit lassen, denn wir sollen Bodö erst um 11 Uhr erreichen und sind für 12 Uhr zu einer Wanderung mit Alf Thynes von Bodö Outdoor AS verabredet. http://bodooutdoor.no/engelsk-2/home.html Er wird uns am Schiff abholen, dann werden wir ca. 45 Minuten mit dem Auto zum Ausgangspunkt der Wanderung „Ovre Aselivatn“ fahren. Die Wanderzeit zu einem Bergsee soll etwa 2 Stunden betragen, auf der Rückfahrt wollen wir noch einen Stopp am Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrudel der Welt, einlegen, denn für 15.36 Uhr erreicht der einfließende Strom seine größte Stärke. So ist der Plan.
Das Wetter ist heute eher unfreundlich, es ist wolkig bzw. neblig bei 14 Grad. Nach einem ausgiebigen späten Frühstück (mein armer Sohn muss heute auf Mittagessen verzichten – ob er das überleben wird?) bereiten wir uns auf den Landgang vor. Heute kommen mal die wärmeren Jacken zum Einsatz, außerdem besteht eine höhere Regenwahrscheinlichkeit, so dass ich vorsichtshalber eine Regenhose für meinen Sohn einpacke und selbst eine wasserabweisende Wanderhose trage.
Alf holt uns pünktlich am Schiff ab (ich habe bei allen individuellen Ausflügen Fotos von uns an die jeweiligen Guides versandt, so dass sie uns immer gleich erkennen können). Er fragt uns, ob wir die Wanderung wirklich machen wollen, weil heute aufgrund der Wolken leider keine Aussicht besteht. Wir wollen trotzdem, ich möchte mich gerne bewegen und etwas von der Umgebung sehen.
Der Ausflug lohnt sich schon allein wegen der Fahrt, wir sehen nämlich zwei Elche. Sie stehen jeweils am Waldrand auf einer Wiese, so wie man bei uns vielleicht ein Reh sehen würde. Wow, da muss ich heute Abend gleich meinen Mann anrufen, er hat mal vor vielen Jahren drei Wochen Camping in Schweden gemacht und keinen einzigen Elch gesehen.
Wie geplant erreichen wir den kleinen Parkplatz, der Ausgangspunkt für unsere Wanderung ist, kurz vor 13 Uhr. Alf ist gut vorbereitet und packt als Stärkung für unterwegs Fladenbrot, Käse, Schokolade, heißes Wasser und Teebeutel / Kakaopulver für uns ein (ich hatte im Vorfeld mitgeteilt, dass wir keine Kaffeetrinker sind). Der Weg ist mit roten Zeichen markiert und führt über Felsen und schmale Pfade. Es ist gut zu bewältigen, aber mir wird schnell warm, die erste Jacke kommt in den Rucksack. Wir laufen eine gute Stunde, bis wir zum oberen Bergsee kommen. Leider haben wir keine Aussicht (Alf zeigt uns ein Foto von dem herrlichen Bergpanorama, was man hier bei klarer Sicht genießen kann), aber auch so war es eine schöne Wanderung und die Wasserfälle können wir immerhin auch heute bei Wolken sehen.
Wir machen eine halbe Stunde „Teepause“ (Alf hat uns sogar Unterlagen zum bequemeren Sitzen mitgebracht), dann gehen wir an den Wasserfällen entlang zurück, bis wir später wieder auf unseren Wanderweg stoßen. Auf dem Rückweg hat es ein wenig genieselt, aber insgesamt sind wir trocken geblieben, nur mein Sohn ist einmal unglücklich mit dem Fuß umgeknickt, so dass er etwas Wasser von einer Pfütze in den Schuh bekommen hat. Es sind übrigens kaum Menschen unterwegs, während der gesamten Zeit begegnen wir weniger als 10 anderen Wanderern. Wieder ein Ausflug weit abseits des Massentourismus, wunderbar!
Nun fahren wir zum Saltstraumen. Hier ist Schluss mit Ruhe und Individualität, es wimmelt von Reisegruppen der Amadea und der AIDAbella, die mit uns im Hafen liegt, auch weitere Touristen sind vor Ort. Man geht vorbei an einem kleinen See und wunderbaren Wildblumenwiesen ans Wasser. Sehr deutlich sichtbar ist die Geschwindigkeit, mit der das Wasser fließt. Strudel sind eher weiter weg zu erkennen. Einige RIB-Boote driften in den Strudeln. Insgesamt gibt der Saltstraumen aber in meinen Augen nicht so viel her, nach weniger als einer halben Stunde habe ich genug gesehen und wir fahren zurück nach Bodö. Gegen 17 Uhr sind wir wieder am Schiff. Es war trotz fehlender Aussicht ein schöner Ausflug.
Um 18 Uhr legen wir ab. Jetzt kommt zumindest ein wenig die Sonne heraus. Nach dem Abendessen geht es zur Show des Gastkünstlers Gino Castelli, der italienische Lieder singt. Die Stimmung ist großartig, das macht richtig Spaß. Als wir aus der Showlounge kommen, muss ich schnell raus zum Fotografieren: wir sind an der kleinen Insel, die durch einen Globus den Polarkreis anzeigt (auf der Artania-Reise haben wir schon gelernt, dass das wie am Nordkap nicht der geografisch exakte Punkt ist, aber dafür ein fotogener). Die Landschaft ist fantastisch, die Sonne ist herausgekommen, dazu kurzzeitig ein Regenbogen – einfach nur der Wahnsinn! Ich weiß gar nicht mehr, mit welchen Superlativen ich die Landschaft beschreiben soll, die wir hier sehen. Ich bin so dankbar, dass wir so viel Schönheit erleben dürfen.
Auch wenn es schwerfällt, irgendwann müssen wir dann doch mal schlafen gehen.